In den letzten Jahren hat der Begriff „White Saviourism“ an Bedeutung gewonnen und wird häufig in Diskussionen über internationale Hilfe und Entwicklung erwähnt. Auch wir von wayers werden immer wieder damit konfrontiert – beispielsweise wenn wir Videos und Bilder unserer Teilnehmer*innen mit Kindern aus Ländern wie Ghana veröffentlichen.
White Saviourism beschreibt ein Verhalten, bei dem weiße Menschen glauben, nicht-weißen Gemeinschaften aus schwierigen Situationen helfen zu können, oft ohne ein tiefes Verständnis für die komplexen und vielfältigen Bedürfnisse dieser Gemeinschaften zu haben. Dieser Ansatz, so gut er auch gemeint sein mag, kann oft mehr Schaden als Nutzen anrichten und trägt dazu bei, Stereotype und Machtverhältnisse zu verfestigen.
Deshalb wollen wir uns in diesem Blogbeitrag mit dem Konzept des White Saviourism befassen, seine historischen Wurzeln und Auswirkungen untersuchen und erklären, warum verantwortungsvolle Freiwilligenarbeit nichts damit zu tun hat.
White Saviourism hat tiefe historische Wurzeln, die bis in die Kolonialzeit zurückreichen. Damals sahen sich viele Europäer*innen als zivilisierende Kräfte, die den vermeintlich rückständigen Kulturen Fortschritt und Aufklärung bringen sollten. Diese Haltung manifestierte sich in der Vorstellung vom „weißen Retter“, der nicht-westliche Gesellschaften zivilisieren könne.
Im Laufe der Zeit hat sich dieses koloniale Denken in verschiedenen Formen der internationalen Hilfe und Entwicklungshilfe fortgesetzt. Oft sehen sich Weiße in der Rolle der „Retter“, die ohne tiefere kulturelle Sensibilität oder Verständnis für die spezifischen Bedürfnisse und Kontexte der Gemeinschaften, denen sie helfen wollen, handeln. Dies führt nicht nur zu ineffektiven Hilfsmaßnahmen, sondern kann auch bestehende Ungleichheiten und Vorurteile verstärken.
Ein Beispiel aus dem Alltag: In vielen Filmen werden weiße Charaktere oft als Helden dargestellt, die die Probleme nicht-weißer Gemeinschaften lösen. Diese Darstellungen tragen dazu bei, die Vorstellung zu verstärken, dass nicht-weiße Gemeinschaften auf die Hilfe von Weißen angewiesen sind, um ihre Probleme zu lösen.
Insgesamt basiert White Saviourism auf ungleichen Machtverhältnissen und einer mangelnden Anerkennung der Fähigkeiten und der Würde der betroffenen Gemeinschaften. Diese Herangehensweise an „Hilfeleistung“ sehen auch wir ganz klar als falschen Weg.
Es ist uns daher wichtig, dieses Konzept kritisch zu hinterfragen und auch unsere Projekte immer wieder zu überprüfen. Genauso wichtig ist es aber auch, die Unterschiede zu echter, gewinnbringender Freiwilligenarbeit zu verstehen, die wir bei wayers verfolgen.
White Saviourism und Freiwilligenarbeit werden oft in einem Atemzug genannt. Meist geht es dabei um den Vorwurf, dass Freiwillige nur deshalb helfen, weil sie in einer stärkeren Position sind und meinen, sie wüssten, was andere wirklich brauchen. Sicherlich sind einige dieser Vorwürfe nicht unbegründet. Dennoch muss man sich bewusst sein, dass es viele Menschen gibt, die aus uneigennützigen Motiven helfen. Diese authentische Form der Freiwilligenarbeit hat nichts mit White Saviourism zu tun – und hat deswegen auch wirklich einen Impact.
Der Unterschied zwischen White Saviourism und authentischer Freiwilligenarbeit liegt vor allem in der Herangehensweise, den zugrunde liegenden Motiven und der tatsächlichen Wirkung auf die betroffenen Gemeinschaften.
Uns liegt es enorm am Herzen, dass unsere Projekte wirklich einen Impact kreieren und die Menschen vor Ort von deiner Hilfe profitieren. Deshalb gibt es für uns viele Voraussetzungen an unsere Projektpartner, aber auch an unsere Volunteers.
Bevor du mit deiner Freiwilligenarbeit beginnst, ist es wichtig, dass du dich über die Kultur, die Geschichte und die besonderen Bedürfnisse der Gemeinschaft, in der du arbeiten wirst, informierst. Dafür bist du als Volunteer selbst verantwortlich. Wenn du mit wayers reist, profitierst du aber zusätzlich von einer persönlichen Beratung unserer Reiseexpert*innen, einem Vorbereitungsseminar und einer Einführungsveranstaltung vor Ort. So wollen wir dich bestmöglich auf deine Zeit im Ausland vorbereiten.
Bei all unseren Projekten steht die gemeinschaftliche Zusammenarbeit mit den Menschen vor Ort an erster Stelle. Wir zielen darauf ab, die Fähigkeiten und Ressourcen der Gemeinschaft zu stärken, anstatt Abhängigkeiten zu schaffen. Sei deshalb bitte offen für die Gegebenheiten und Anforderungen in deinem gewählten Projekt und gehe respektvoll mit Menschen um – auch, wenn es kulturelle Unterschiede gibt.
Grundlage für die Teilnahme an unseren Projekten ist unser Verhaltenskodex. Wer mit uns reist, verpflichtet sich, die darin enthaltenen Grundsätze während seiner Freiwilligenarbeit zu beachten. All unsere Projekte sind zudem mit Kinderschutz– und Tierschutzrichtlinien verknüpft. So wollen wir gewährleisten, dass alle wayers Teilnehmer*innen mit der richtigen Einstellung und Haltung helfen.
Während beim White Saviourism meist nur kurzfristige Aktionen unterstützt werden, zielt Freiwilligenarbeit auf langfristige Unterstützung ab. Deshalb gibt es für all unsere Projekte eine Mindestdauer und wir empfehlen (vor allem bei der Arbeit mit Kindern), möglichst lange vor Ort zu bleiben. Nur so kann man eine Kultur verstehen und genau dort unterstützen, wo die Hilfe wirklich gewünscht ist.
Außerdem arbeiten wir langfristig mit den selben Organisationen, reisen regelmäßig selbst zu den Projekten und tracken unseren Impact. Wir sind im stetigen Austausch mit den Teams vor Ort und nehmen das Feedback unserer Teilnehmer*innen sehr ernst. Wenn dir bei deiner Reise etwas auffallen sollte, du Zweifel an der Effektivität oder Echtheit eines Projekts hast, kannst du dich jederzeit an uns wenden!
White Saviourism ist ein komplexes Phänomen, das tief in historischen Machtverhältnissen und kolonialen Ideologien verwurzelt ist. Es ist wichtig, dieses Konzept kritisch zu hinterfragen und zu erkennen, dass gut gemeinte Hilfe oft unbeabsichtigte negative Folgen haben kann.
Keine Hilfe anzubieten, ist aber auch nicht richtig.
Indem wir uns informieren, respektvoll zusammenarbeiten und ethische Standards einhalten, können wir sicherstellen, dass unsere Unterstützung tatsächlich positive Veränderungen bewirkt und die Selbstbestimmung der betroffenen Gemeinschaften respektiert. Es liegt in unserer Verantwortung sicherzustellen, dass unsere Hilfe nicht aus einem Gefühl der Überlegenheit, sondern aus Mitgefühl, Verständnis und dem echten Wunsch nach Zusammenarbeit durchgeführt wird. Wenn du diesen Grundsätzen zustimmst, steht deiner Freiwilligenarbeit mit wayers nichts im Weg.