Besonders aufgefallen ist mir von meinem ersten Tag in Ghana an schon die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Menschen. Ich war immer wieder beeindruckt, wie höflich man überall gegrüßt wird und wie sehr sich alle um einen bemühen und einem helfen, wenn man zum Beispiel mal nicht das richtige Tro-Tro findet oder ähnliches. Was mich ebenfalls begeistert hat, war das ghanaische Essen. Da ich eine Expedition in den Dschungel für drei Tage gemacht habe, die von einer ghanaischen Köchin begleitet wurde, die typisch ghanaisch gekocht hat, war ich sozusagen „gezwungen“ alles mal auszuprobieren und ich hab es nicht bereut! Das Essen ist zwar ganz anders als bei uns und die Verdauung muss sich darauf erst mal einstellen aber es schmeckt richtig gut! Besonders gut gefallen hat mir auch, wie die Menschen in Ghana ihren Glauben leben. Überall in Accra und Umgebung bin ich auf Taxis gestoßen, die Bibelverse oder ähnliches auf ihren Scheiben aufgedruckt hatten und immer wieder sind mir Menschen begegnet, die mit mir über ihren Glauben geredet haben und mich damit stark beeindruckt haben. Es ist toll zu sehen, wie stark die Menschen glauben, obwohl so viele von ihnen so arm sind und nichts haben!
Sehr spannend war in dieser Hinsicht auch meine Reise hoch in den Norden zum Mole Nationalpark, da der Norden des Landes sehr muslimisch geprägt ist – während der Süden eher christlich ist. Es war spannend zu sehen wie auch dort oben im noch ärmeren Norden die Menschen an ihrem Glauben und den damit verbundenen Wertvorstellungen festhalten. Der Besuch eines Gottesdienstes in Accra hat mich auch auf die Musik in Ghana aufmerksam gemacht, die ich ebenfalls sehr toll finde. Egal wo man hinkommt, es läuft überall Musik, die immer gute Laune macht und vor allem die Trommel-Reggae-Show am Strand bei uns in der Nähe jeden Samstagabend fand ich richtig klasse! Nach knapp zwei Wochen habe ich zusammen mit einer anderen Freiwilligen eine eigene Klasse übernehmen dürfen. Im Nachhinein betrachtet war dies sehr schön, da man so mit den Kindern sehr stark in Kontakt treten konnte und ich am Ende zumindest das Gefühl hatte, etwas bewirkt zu haben.
Dadurch, dass jeden Montag neue Freiwillige anreisen und andere nach Hause fliegen, lernt man ständig neue Leute kennen, was auf der einen Seite interessant und schön ist, auf der anderen Seite aber manchmal auch traurig, sich montags immer wieder von jemandem verabschieden zu müssen, der einem ans Herz gewachsen ist. Von dem her war die Zeit mit den anderen Volunteers auch total schön und anders als gedacht, da man wirklich Freunde fürs Leben finden kann dort. Ich hab vorher nie geglaubt, dass man in relativ kurzer Zeit soo krass zusammenwachsen als Gruppe kann!
Mein typischer Tagesablauf war, dass ich morgens immer relativ früh aufgestanden bin (so circa sechs Uhr), da ich vom krähenden Hahn geweckt sowieso nicht mehr schlafen konnte. Wir hatten immer so 20 – 25 Minuten Fußweg zur Schule, was immer sehr cool war, da wir direkt an einer „Straße“ entlang gelaufen sind, auf der immer was los war und viele Menschen unterwegs waren, die einen gegrüßt haben. An der Schule angekommen war um acht Uhr morgens immer Morgenappel für alle Schülerinnen und Schüler und anschließend sind alle in ihre Klassen gegangen. Danach war halbe Stunde, in der wir meist mit den jüngeren Schülerinnen und Schülern gespielt oder uns mit den Lehrern unterhalten haben und nach der Pause ging der Unterricht dann weiter und um zwölf Uhr, wenn die Kinder dann eine Stunde frei hatten, um Mittags zu essen, sind wir jeden Tag nach Hause gegangen.
Nach dem Mittagessen im Haus, war dann immer Zeit zur freien Verfügung, die wir unterschiedlich genutzt haben. Oft sind wir an den nahe gelegenen Strand gefahren oder lagen einfach nur bei uns im Garten in der Sonne und haben gelesen. Manchmal mussten wir auch einkaufen fahren zum Supermarkt oder Wäsche waschen, was alles auch viel Spaß gemacht hat, da man einfach nichts allein machen musste, sondern immer viele Leute um sich hatte. Selten ging es nachmittags auch nach Accra in die Innenstadt, um beispielsweise im Art Center Souvenirs zu kaufen. Auch für eine Stunde im Internetcafé blieb nachmittags oft Zeit, sodass man sich auch mal bei Freunden und Familie in Deutschland melden konnte. Abends hab ich dann immer gekocht, meist auch zusammen mit anderen Volunteers. Nach dem Essen wurde gespielt, telefoniert, gelesen, auf der Terrasse geredet oder ähnliches, sodass eigentlich nie ein Abend langweilig wurde.
Eine Erfahrung, die ich bei meiner Arbeit gemacht habe und die mich sehr beeindruckt hat, waren die Gespräche mit den Lehrern der Schule. Sie alle sind sehr gläubig und lassen das auch in ihren Schulalltag sehr stark einfließen. Die Gespräche über den Glauben und ihre Wertvorstellungen waren sehr interessant und sehr oft hab ich mir gedacht, dass die Europäer sich von ihnen zumindest in der Hinsicht „auf Gott zu vertrauen egal wie schlecht es einem geht“ eine Scheibe abschneiden könnten.
Einer der atemberaubendsten Momente meines Aufenthalts war, als wir den höchsten Berg Ghanas während unserer Dschungel-Expedition endlich erklommen hatten und die wahnsinnig schöne Aussicht über Ghana und Togo genießen konnten. Ebenfalls richtig schön war der Anblick des Wli-Wasserfalls am Ende der Expedition – sozusagen unsere Belohnung für drei Tage durch die Wildnis wandern! Ein sehr ergreifender Moment war für mich auch der Abschied von der Schule und den Kindern dort am Tag meiner Abreise. Die Kleinen waren so süß, sodass mir klar wurde wie sehr mir alle ans Herz gewachsen sind und wie sehr ich sie vermissen werde. Ähnlich auch der Abschied von den Mädels im Haus, bei einigen war es wirklich traurig tschüss zu sagen, aber es ist unglaublich schön zu wissen, so tolle neue Freunde gefunden zu haben und man kann sich ja in Deutschland besuchen und wiedersehen. Insgesamt ist zu sagen, dass die Landschaft in Ghana mir immer wieder den Atem geraubt hat. Die vielen Flächen unberührte Natur und die Farben und die wenigen geteerten Straßen, die dieses schöne Land so ins Unendliche hin durchziehen haben es immer wieder geschafft, dass ich mich so frei gefühlt habe, wie noch nie in meinem Leben und dieses Gefühl werde ich sehr vermissen! Toll war auch der Moment, als wir es zum ersten Mal geschafft haben, alleine mit dem Tro-Tro quer durch Accra zu fahren, ohne in ein falsches einzusteigen und einer der spannendsten Momente in Ghana war für mich auch, als ich eine Hebamme, die mit mir im Haus gelebt hat, für einen Vormittag in ihr Projekt begleiten durfte. Sie hat in einem Krankenhaus in Accra auf der Geburtenstation gearbeitet und ich hab dort das erste Mal in meinem Leben die Geburt eines Babys miterlebt – das war so bewegend!
Mein Tipp an zukünftige Teilnehmerinnen und Teilnehmer: Es ist es wirklich sehr sinnvoll, zu Hause in Deutschland schon vor der Abreise etwas Geld zu sammeln bei Verwandten, Freunden etc., das man im Projekt spenden kann, da viele der Schulen wirklich große finanzielle Schwierigkeiten haben. Ansonsten soll man sich vorher einfach am besten gar kein Bild machen und sich einfach überraschen lassen!