Es war für mich nicht das erste Mal, dass ich in ein fernes und fremdes Land reise und doch war ich mir nicht sicher, was ich erwarten sollte. Ich habe gute Erfahrungen damit gemacht, meine Erwartungen niedrig zu halten und einfach für alles offen zu sein. Aber ich muss doch ehrlich sein, dass ich mir die Zustände dort nicht ganz so heftig ausgemalt hatte, wie zum Beispiel den zusammengekehrten Müll auf den Straßen, der vor sich dahin brennt oder die vielen Menschen an einem Ort, was sehr gut mit einem „All-year-around Festival“ zu vergleichen wäre. Aber eins hat meine Vorstellungen definitiv übertroffen, die zuckersüßen, offenen und lebensfrohen Kinder mit denen ich arbeiten durfte. Eigentlich hatte ich gedacht, dass ich dieses Praktikum als Vorbereitung auf mein folgendes Studium als Grundschullehrerin nutzen könnte. Jedoch war mein vorgesehener Platz in der ersten Woche im Kindergarten, was mir natürlich auch viel mehr Freude bereitet hat. Ich konnte mit den Kindern spielen, singen und tanzen. Aber trotzdem wollte ich auch einen Blick in die andere Klasse werfen. Es schockierte mich sehr, wie der Unterricht ablief. Ich war in der 1. und 2. Klasse, die zusammen unterrichtet wurde, was schon dazu führte, dass die 1. Klasse sich zumeist langweilte, während die 2. Klassen ihre Aufgaben lösten.
Zeitweise war der Lehrer erst um 12 Uhr oder gar nicht anwesend, was zum Ende meines Aufenthaltes auch dazu führte, dass er entlassen wurde. Erschrocken hat mich auch, dass jeder Lehrer einen Schlagstock in der Hand hatte, der teilweise auch zur Anwendung kam. Die Frauen allerdings setzten ihn glücklicherweise „nur“ als Drohung ein. Toll war, dass ich mich super mit der Klasse verstand und wir viel Spaß hatten. Auch zu den Lehrkräften hatte ich ein sehr gutes Verhältnis. Gleich vom ersten Tag an wurde man mit offenen Armen begrüßt. Aufgestanden bin ich um 7:00 Uhr, um nach dem Frühstück um 7:30 Uhr loszulaufen. Meine Schule war circa 20 Minuten von meiner Unterkunft entfernt. Morgens hieß es entweder im Kindergarten den Kindern ihre Spielklamotten anzuziehen und dann mit ihnen zu spielen oder die Klassen zum morgendlichen Appell zusammenzutrommeln. Danach ging der Unterricht los, der zumeist darin bestand, dass ich mit den Kindern malte, rechnete, sang und tanzte. Es war faszinierend zu sehen was für ein ausgeprägtes Rhythmus- und Körpergefühl die Kinder hatten. So haben die Kinder nicht nur von mir gelernt, sondern ich auch von ihnen. Um die Mittagszeit wurde das Essen vorbereitet, zuerst für die Kleinsten. Beim Essen durfte man nur die rechte Hand benutzen, da die linke, laut ihrer Religion, verschmutzt sei. Nach und nach bekamen auch die restlichen Schüler ihr Essen und für mich hatten sie immer eine extra große Portion mit Reis, Soße und Fleisch zubereitet, was durchaus meinen Geschmack traf! Wenn alle fertig waren, wurde sauber gemacht und abgewaschen, was meist zu den nötigen aber unschöneren Dingen des Tages gehörte. Manchmal konnte ich dann noch mit anderen Klassen das Alphabet oder die Zahlen von eins bis zehn üben, was sehr anstrengend war aber Spaß machte, sobald man Fortschritte bei den Kindern sah. So gegen 14:30 Uhr war ich im Haus meist völlig erschlagen und somit folgte bei schönem Wetter, was fast immer der Fall war, ein entspannter Ausflug zum Strand, der nur 15 Minuten mit dem Taxi entfernt lag. Ich habe gelernt besser mit Stress vor der Klasse und den Kindern umzugehen und dass Lautstärke für mich kein Problem darstellt. Beides sind wichtige Voraussetzungen für mein zukünftiges Studium als Grundschullehrerin. Außerdem haben wir mit nur wenigen Mitteln tolle Poster und Spiele vorbereiten können. Zugleich freue ich mich über die vielen Unterrichtsmaterialien, die mir in deutschen Schulen zur Verfügung stehen werden.
Die Ghanaer waren sehr offen und teilweise aufdringlich zugleich. Bei Problemen wurde einem auch immer von Einheimischen geholfen. Jedoch konnte ich mir nie so sicher sein, ob sich manche nicht mehr davon versprachen und es war nicht gerade untypisch Heiratsanträge auf offener Straße zu bekommen. Sehr begeistert war ich von ihrer Sprache, Musik und Tänzen. Durch die vielen Vokale, die die Ghanaer benutzen, ist es sehr angenehm zu zuhören. Wie ich schon bei den Kindern in meiner Schule sah, haben die Ghanaer außerdem ein tolles Körpergefühl und ich war jedes Mal fasziniert, wenn wir bei einer Tanzshow zuschauen durften.
In der Woche und auch am Wochenende sind wir oft an den Strand gefahren, der nicht weit weg von unserer Unterkunft lag. Obwohl ich mir vornahm aufgrund des Geldes keine großen Reisen in Ghana zu unternehmen, bin ich dann doch drei Mal an die Westküste gefahren, weil ich von den einsamen Stränden fernab vom Tourismus, dem Meer, der tollen Natur und den Unterkünften begeistert war. Wir waren schwimmen, surfen und wandern und hatten tolles Essen!
Zwei meiner schönsten Momente waren zum einen als mein Freund mich aus Deutschland besuchen kam und wir 10 Tage im wunderschönen Bungalow verbrachten. Und zum anderen als ich am letzten Wochenende, das Osterwochenende, mit ein paar weiteren Mädels aus meinem Haus nach Princess Town in den Westen fuhr um dort bei einem deutschen Ehepaar zu nächtigen, das sich seit vier Jahren dort eine Pension aufbaut. Dort sind wir in einem Teich mit Alligatoren geschwommen, sind zum südlichsten Punkt Westafrikas gelaufen und haben am Sonntagmorgen Ostereier gesucht.
Da ich schon vor meinem Aufenthalt in Ghana Erfahrung mit anderen Organisationen machen konnte, konnte ich einen Vergleich ziehen und kann sagen, dass ich meine Entscheidung meinen Aufenthalt durch wayers organisieren zu lassen zu keinem Prozent bereue. Denn mir wurde immer geholfen, egal welche Fragen ich stellte. Besonders toll fand ich, dass uns der Chef von wayers persönlich besuchte und wir uns mit ihm unterhalten konnten. Wichtig fand ich die wöchentlichen Meetings mit unserer Betreuerin, der wir immer erzählen konnten wenn es Probleme gab. Aber im Großen und Ganzen hat mir auch die Betreuung vor Ort gefallen. Besonders von den Ausflügen war ich begeistert. Wir haben tolle Orte gesehen und viel erlebt und mussten es noch nicht einmal selber organisieren. Es war auch kein Problem, dass wir nach dem Ausflug in den Kakum National Park weiterreisen wollten für ein paar Tage und etwas später wieder zurückkamen.
Definitiv war es eine gute Entscheidung diese Erfahrung zu machen, auch wenn es nicht nur aus positiven Erinnerungen besteht, bleibt der Gesamteindruck doch positiv. Und nun kann ich diesen Satz wirklich nachvollziehen, wenn ich jemanden sagen höre, dass wir es vielmehr schätzen sollten, wenn warmes Wasser aus der Leitung kommt oder das Licht angeht, wenn wir auf den Schalter drücken oder der Kühlschrank voll ist, wenn wir nach Hause kommen. Sogar in dem Kindergarten meines Ortes daheim konnte ich etwas bewegen, denn nachdem die Kindergärtnerinnen von meinen Erfahrungen erzählte und wie wenig Spielzeug die Kinder in Ghana zum Spielen haben, wurde daraufhin viel mehr geteilt und auf einander geachtet. Einfach toll! Und an wayers: Solange ihr eure Preise nicht zu sehr erhöht, werde ich eines von euren Programmen bestimmt noch einmal in Anspruch nehmen.
An künftige Teilnehmer kann ich nur das sagen, was auch ich immer in allen Erfahrungsberichten gelesen habe: Sei offen zu allem und zufrieden mit den kleinsten Dingen.