Ich habe gehofft, dass Ghana ein sehr kulturreiches Land ist, das auch landschaftlich viel zu bieten hat und komplett anders als Deutschland ist. Besonders gehofft habe ich, dass die Ghanaer sehr aufgeschlossen und freundlich sind, damit man sich schnell eingewöhnt und die Arbeit dort auch Spaß macht. Dies alles hat sich dann auch bestätigt.
Was meine Arbeit betrifft, lag ich etwas falsch. Ich dachte die Kinder kommen nach der Schule zu uns und wir müssen sie einfach ein wenig beschäftigen, z. B. mit ihnen tanzen oder malen oder so. Dass wir konkrete Aufgaben zugeteilt bekommen und wir doch sehr spezifische Dinge zu tun hatten, hätte ich nicht gedacht und schon gar nicht, dass ich auch vor einer Klasse stehen werde und unterrichte. Das Projekt war wirklich sehr organisiert! Es war eine super Zeit, da immer was los war und dadurch nie Langeweile aufkam. Außerdem war man durchgehend damit beschäftigt, das komplett Neue zu verarbeiten, denn es war wirklich alles ganz anders als in Europa! Ich empfinde die Zeit auch als sehr lehrreich, da man sich viel von der anderen Mentalität abschaute und auch Gespräche mit den Kindern aus meinem Projekt ganz andere Probleme aufwiesen als wir sie in Europa haben. Außerdem hat das Zusammenleben mit ca. 20 Personen bestätigt, dass ich absolut WG-tauglich bin. Und die Tatsache, dass wir alles ganz alleine organisieren durften (Essen, Reisen, Wäsche waschen…) fördert die Selbstständigkeit doch sehr!
Nach dem Aufstehen habe ich mit ein paar Leuten aus dem Haus zusammen gefrühstückt. Dann ging es mit dem Taxi nach Jamestown. Das hat ca. eine halbe Stunde gedauert. Im Projekt war Montagvormittag immer das Mitarbeiter Meeting, ansonsten sind wir oft zum Monitoring (d. h., wir haben unsere Beneficiarys in den Schulen besucht und mussten mit ihnen einen Fragebogen beantworten, z. B. ob sie gesund sind, ob es Probleme zu Hause gibt, ob sie noch Schulmaterial brauchen, ob es Probleme in der Schule gibt…) gegangen. Am Mittwoch und am Freitag fand immer der Sportklub statt. Wir sind um halb acht zur Schule gegangen um die Kinder abzuholen und mit ihnen gemeinsam zum Sportplatz zu gehen. Zuerst haben wir uns durch relativ leichte Übungen aufgewärmt und danach ein Spiel gespielt. Zum Schluss wurde immer Fußball gespielt, manchmal haben wir in der Zeit auch mit den Mädchen getanzt. Am Montagnachmittag fand der Kunstklub statt. Die Kinder sind zum Office gekommen und wir haben die meiste Zeit Weihnachtskarten gebastelt, die dann vor allem in Deutschland verkauft werden sollten. Am Dienstag und am Donnerstag sind wir zum „Read right“ immer in die Schule gegangen. Wir haben kurz vorher immer Arbeitsblätter und einen Plan bekommen, wie wir die eine Stunde grob gestalten sollen. Welches Spiel wir noch spielen wollen oder wie genau wir den Kindern das beibringen war uns überlassen. Eigentlich waren immer zwei Freiwillige und ein Einheimischer in einer Klasse. Ich war aber in meiner Klasse die einzige Freiwillige (also der einzige Obroni (Weißer)) mit zwei Einheimischen.
Auf jeden Fall hat mir die Arbeit mit den Kindern riesen Spaß gemacht und der Umgang mit Kindern liegt mir auch. Jedoch bin ich keine Lehrerin… Englisch sprechen fällt mir nun auch etwas leichter. Die Arbeit hat auch nochmal ganz allgemein den Umgang mit Menschen trainiert, welcher in nahezu allen Berufen große Bedeutung hat! Außerdem habe ich auch gelernt, jedem offen und unverkrampft gegenüber zu treten. So ist jeder Anfang ziemlich unkompliziert.
Die Ghanaer sind die meiste Zeit super gut gelaunt, aufgeschlossen, sehr gastfreundlich und hilfsbereit! Außerdem sind Ghanaer so gut wie nie allein und sind auch immer am Lachen. Einen einsamen und schlecht gelaunten Ghanaer gibt es praktisch gar nicht! Außerdem sind Ghanaer so gut wie nie im Stress, ganz anders als in Europa! Sie merken schnell, wenn die Arbeit zu viel wird und machen einfach eine Pause. In der Schule war einer der schönsten Momente an meinem Abschied. Ein Junge aus meinem Projekt sagte mir, er würde mich sehr vermissen und gab mir eine von ihm selbst gemalte Zeichnung.
Besonders gut gefallen haben mir die Reiseunterlagen! Diese haben wirklich sehr viele Informationen enthalten, so dass so gut wie gar keine Fragen offen blieben. Cool war es auch, dass wayers sogar auch noch eine Packliste mitschickte. Auch die Liste, was man vor der Reise noch machen muss, war eine riesen Hilfe! Ich denke, wenn ich diese große Reise alleine hätte planen müssen, wäre vieles schief gegangen und ich hätte vieles vergessen! Auch das Angebot des Vorbereitungsseminars war gut! Das Seminar hat eine gute Grundlage mit der Handhabung anderer Kulturen gegeben. Die Teilnahme war auf keinen Fall umsonst! Auch unsere Betreuer vor Ort waren wirklich spitze! Wenn es Probleme gab, haben sie sich gekümmert. Und sie benahmen sich nicht wie Eltern, sondern wie Freunde. Das heißt, wir konnten unseren Aufenthalt größtenteils alleine gestalten. Ich fand es auch gut, dass es einmal im Monat eine Hausparty gab. So hat man auch mal die Leute aus den anderen Häusern kennengelernt.
Auf jeden Fall war der Aufenthalt ein voller Erfolg und die bisher abenteuerreichsten drei Monate meines Lebens! Schon alleine durch die Reise mal eine völlig andere Kultur und einen ganz anderen Lebensstil kennen zu lernen macht einen um viele Erfahrungen reicher! Einen Einblick zu bekommen, wie es woanders auf der Welt zugeht, verändert viele Ansichten sehr und man denkt mehr darüber nach, wie man hier lebt und wofür man sein Geld ausgibt, ob es wirklich notwendig ist. Vor allem denkt man nun sehr nachhaltig.