Ich habe mit viel Armut gerechnet und meine Erwartungen nicht zu hoch gesteckt. Es war ja schließlich klar, dass ich in ein Entwicklungsland reisen würde. Ich habe mir die Einheimischen sehr offen und herzlich vorgestellt. Dass man allerdings so toll reisen kann, hätte ich nicht gedacht. Die drückende Hitze war auch keine Überraschung und die Strände habe ich mir auch nicht derart traumhaft vorgestellt, wie sie es dann doch waren.
Da ich mich für das Projekt „Soziale Arbeit“ angemeldet habe, dachte ich, dass ich eher in einem Kindergarten arbeiten würde. Aber ich habe dann in einer 1. Klasse den Lehrer beim Unterrichten unterstützt, was trotzdem super war. Die Kinder habe ich mir sehr süß, lieb und voller Lebensfreude vorgestellt. Ich habe nicht gedacht, dass die Lehrer eine Art Lehrplan haben, oder dass Schulen Hefte und Bücher besitzen würden. Generell habe ich auch in Schulen eine große Armut erwartet. Die Kinder zu unterrichten war toll, weil die meisten Kinder sehr lern-motiviert waren und sich freuten, wenn man ihnen etwas Neues beibringen kann. Man hat mir dann auch angeboten, mit den kleineren Kindern im Projekt zu arbeiten, aber die 1. Klasse hat mir dann doch sehr viel Spaß bereitet. Außerdem habe ich in den Pausen mit allen Kindern gespielt, die gerade da waren, sodass ich auch mit den Kleineren viel Spaß hatte.
Ich bin um 6 Uhr morgens aufgestanden und um 6:30 Uhr mit drei weiteren Volunteers per Taxi zum Kaneshi gefahren. Von dort haben wir die Projekte zu Fuß erreicht. Im Projekt war ich von 7:15 Uhr bis 13 Uhr. Dort gab es um ca. 12 Uhr Mittagessen. Nach dem Projekt war ich immer um 14 Uhr zu Hause. Im Haus habe ich mich meistens erstmals ausgeruht und danach habe ich mit den anderen etwas unternommen, Musik gehört, gekocht, gewaschen oder mich einfach nur unterhalten. Wir sind auch oft nachmittags gemeinsam zum Art Center oder in eine Mall gefahren. Es hatte eigentlich jeder dieselben Aufgaben. Wir haben täglich den Küchendienst gewechselt, der das abgespülte Geschirr abtrocknen musste und Trinkwasser besorgt hat. Abspülen und Wäsche waschen hat gleich jeder für sich erledigt.
Ich habe gelernt, dass Kinder am besten lernen, wenn man ihnen den Stoff mit Spaß beibringt. Die Lehrer der Schulen sind für jede Idee, Unterstützung und Hilfe dankbar. Die Kinder singen gerne und freuen sich sehr, wenn man ihnen etwas Deutsches beibringt. Auch gemeinsames Tanzen und Spielen lieben sie sehr. Für Kinder braucht man viel Geduld, Toleranz und Ruhe. Gerade den Schüchternen gegenüber muss man ruhig und hilfsbereit bleiben.
Die Einheimischen sind sehr gläubig. Als ich einem Lehrer erzählte, dass ich die Bibel nicht gelesen habe und nicht regelmäßig in die Kirche gehe, hat er mir eine Stunde lang vorgehalten, warum ich das sofort ändern müsse. Das hat sich schon fast wie eine Gehirnwäsche angefühlt. Die Ghanaer sind sehr lebensfreudig und tanzen gerne und vor allem auch richtig gut und man wird oft nett gegrüßt auf der Straße. Die Fußballbegeisterung ist riesengroß und es ist ein eindrucksvolles Erlebnis, mit Ghanaern ein Fußballspiel anzuschauen. Das Essen ist sehr gewöhnungsbedürftig, aber Joloff, Fried Rice, Stew, Fufu, Red Red und viele weitere Gerichte sind wirklich toll. Aus dem Autofenster Plantains und Eis zu kaufen macht wirklich Spaß. Die Musik macht auch immer gute Laune.
Unter der Woche sind wir Volunteers ab und zu in die Marina Mall oder die Accra Mall gefahren. In der Accra Mall haben wir das Kino besucht. Ich war oft am Kaneshi, weil dort in der Nähe gleich mein Projekt lag. Am Art Center waren wir auch mehrmals um schöne Souvenirs zu kaufen. Abends war ich mindestens zweimal die Woche in der Chop Bar am Dansoman Last Stop. Die ist wirklich super und in der Sportsbar haben wir mehrmals Fußball geschaut. An Wochenenden waren wir meistens gemeinsam in Clubs und samstags auf der Reggae-Party am Kokrobite Beach. An Wochenenden waren wir in Koforidua, Butre, am Volta, in den Shai Hills und natürlich in Cape Coast. Die Reisen waren unvergesslich toll. Wir haben Wasserfälle, traumhafte Strände, Mona-Monkeys, Paviane, Dörfer, Beerdigungen und vieles mehr gesehen. Auch auf einer Hochzeit war ich kurz dabei. Zwei meiner Lehrer haben mich unter der Woche auf einen Markt mitgenommen um Schuhe zu kaufen. An einem Samstag hat uns Scef gebeten, sie bei einem Projekt zu unterstützen. Unter dem Motto „Sharing is Caring“ wurden die Kinder zu Spielen und einem Azonto-Tanzwettbewerb eingeladen. Bei der Einführung wurde das Azonto-Lied eingespielt und ein behinderter Straßenjunge tanzte alleine in der Mitte zwischen 100 Kindern. Er war so unglaublich glücklich dabei, dass ich Tränen in den Augen hatte. Dieser Moment hat mir einfach gezeigt, wie einfach es ist, glücklich zu sein. Und wie toll es ist, gesund zu sein.
Die Infos waren sehr gut, sowohl bei den Telefongesprächen und der Informationsveranstaltung, als auch im Reise 1×1. Ich wusste welche Medikamente, Unterlagen, Klamotten etc. ich mitbringen sollte und welche Regeln ich in Ghana beachten musste. Für mich waren die Einheimischen teilweise etwas aufdringlich, was ich etwas unterschätzt habe. Die Art, wie die Kinder in der Schule behandelt werden, war auch ganz anders als in Deutschland. Die Organisation war gut, weil man rechtzeitig darauf hingewiesen wurde sich impfen zu lassen, Versicherungen abzuschließen und das Visum zu beantragen. Wenn man zum ersten Mal im Leben einen derart großen Auslandsaufenthalt plant, ist man durch wayers gut vorbereitet. Unser Koordinator war sehr engagiert. Er ist fast täglich im Haus gewesen und hat sich um uns, sowie um Mängel am Haus gekümmert und hat uns viele wertvolle Tipps für das Leben in Ghana gegeben. Beim Hausmeeting (jeden Mittwoch) durfte jeder Volunteer vom Projekt und von möglichen Problemen dort erzählen. Auch über Probleme mit anderen Volunteers konnten wir jederzeit mit ihm sprechen. Bei den Besorgungen der Spenden für unser Projekt ist er stundenlang mit uns durch Accra gelaufen und gefahren. Wenn mal jemand ins Krankenhaus musste, war er auch sofort da, um zu helfen. Über die Betreuung vor Ort gibt es von meiner Seite wirklich nur Positives zu berichten.
Ich bin sehr froh, dass ich nach Ghana gegangen bin. Meine 8 Wochen in Ghana haben mich definitiv im Leben weitergebracht im Leben. Niemand kann mir die Erfahrung – in einem Entwicklungsland gelebt zu haben – nehmen. Alles ist dort anders als zu Hause. Die Menschen, das Wetter, das Essen, die Hygienezustände, das Leben etc. Ich weiß jetzt, was es bedeutet mit wenig auszukommen und somit weiß ich jetzt auch noch mehr als zuvor, unseren Luxus hier wertzuschätzen. Außerdem bin ich sehr stolz, dass ich jetzt einen Teil Afrikas kenne. Ich will seit Ghana auf jeden Fall mehr reisen und die Welt entdecken.
Zukünftigen Volunteers gebe ich einfach den Tipp, sich an die Regeln zu halten. Lauft nachts zum Beispiel nicht alleine am Strand rum. Insgesamt ist Ghana aber wirklich sicher. Man sollte viel Geduld mitbringen, weil Pünktlichkeit dort nicht so genau genommen wird und man auch mal länger auf sein Essen wartet, wenn man reist. Das Wichtigste und Schönste aber ist es, den Kindern tolerant, liebevoll und locker zu begegnen. Wenn man sie dann zum Lachen bringt, bekommt man das nämlich wirklich alles zurück.