Oh beautiful Canada! Mein Abenteuer begann schon in Deutschland, denn es musste ganz viel geplant und organisiert werden. Ein richtiger Kampf war es, das VISUM zu beantragen, denn man hatte sich zum ersten Mal gedacht: „Juhuu, nerven wir ein bisschen die Leute, indem wir ein ganz kompliziertes Aufnahmeverfahren erstellen“. Bei diesem Aufnahmeverfahren galt die höchste Schwierigkeit des Programmes darin, herauszufinden, wo man die geforderten Dokumente hochladen sollte. Sagen wir es mal so: Es war nicht sehr benutzerfreundlich und ich habe Wochen damit verbracht, alles genau anzupassen und im Grunde genommen herauszufinden, was genau ich da jetzt machen soll. Es gab nicht nur einen Versuch, alles zusammen hochzuladen und abzuschicken. So manchmal verspürte ich den Wunsch, meinen Laptop einfach vom Tisch runterzuschmeißen, genau so, wie man es in dramatischen Musikvideos und Filmen sieht. Aber da ich erstens meinen Laptop liebe und ich zweitens unbedingt dieses Visum haben wollte, habe ich mich dann doch zusammengerissen und es so lange versucht, bis es endlich gekappt hat!
Dies ist auch so eine Eigenschaft von mir: Wenn ich mir etwas vorgenommen habe, ist Aufgeben die allerletzte Option und vor allem dann, wenn ich etwas wirklich will. Nachdem ich diese Bestätigung erhalten hatte, habe ich mich natürlich riesig gefreut und bin wie ein Flummi durch unser Haus gehüpft. Nachdem ich dann endlich mein Abi in der Tasche hatte, konnte mein großes Abenteuer beginnen. Um 4:00 Uhr nachts brachte mich meine Familie zum Frankfurter Flughafen und wie es so ist, blieb das große Abschiedsdrama nicht aus und nach vielen Tränen und Umarmungen ging mein Weg weiter – und zwar alleine. Ich bin vorher noch NIE mit einem Flugzeug geflogen und daher war dies eine totale Tortur! Ohne zu ahnen, was auf mich zukam, stieg ich mit gemischten Gefühlen ins Flugzeug. JETZT ging es los! Kanada ich komme.
Eigentlich sollte alles glatt gehen, aber da dies fast nie der Fall bei mir ist, so hatte dieses Mal mein Flugzeug Verspätung und ich musste auch noch umsteigen. Wir landeten in Toronto und von da aus ging es im Sprint-Tempo voran! Im Folgenden zeige ich euch 11 Schritte, wie man am besten (nicht) ins nächste Flugzeug umsteigt:
Finde den richtigen Weg
Renne, denn du hast nur noch 15 Minuten, bis dein nächster Flieger geht
Bloß keine Panik-Attacke bekommen
Tief durchatmen und ab geht’s!
Visum mit einem fetten Grinsen abholen
Koffersuche! Moment, wo ist mein Koffer!?
Nach kurzem hin und her doch noch gefunden ! Gott sei Dank!
Mit Vollgas zum nächsten Gate rennen!
Und da höre ich auch schon meinen Namen durch die Lautsprecher rufen!
Uuups! – auch noch über die eigenen Füße gestolpert und bei der Gelegenheit noch einen Knoten in den Beinen verursacht.
Nach dem Entknoten ging es dann mit total rotem Kopf in die nächste Maschine! Puh, zum Glück noch geschafft!
Und da war ich dann! Mitten in Downtown Vancouver! Ich muss dazu sagen, Orientierung ist nicht so meine Stärke! Also habe ich mindestens eine Stunde gebraucht, mein Hostel zu finden. Mhh, so ‘ne Großstadt ist tatsächlich ganz schön groß! Aber die Kanadier sind ein sehr freundliches und hilfsbereites Volk, denn als ich mit meiner Map vor der Nase durch die Straßen geirrt bin, standen manchmal vier bis fünf Leute vor mir und wollten mir helfen. Tja, das war was und einer von ihnen hat sich freundlicherweise die Zeit genommen, mich vor meinem Hostel abzusetzen und mir bei der Gelegenheit auch ein paar Geheimtipps gegeben, was man sich auf jeden Fall anschauen sollte.
Endlich angekommen und das auch noch ohne einen Kratzer! WOW! Schnell noch eine Nachricht an meine Familie geschickt, dass alles gut gegangen ist. Meine drei Zimmergenossinnen waren sehr freundlich. Eine kam aus Deutschland, die andere aus Australien und eine aus Japan. Platt von dem ganzen Stress in den letzten Stunden hab ich mich erst einmal auf mein Bett gelegt und die letzten Zeilen meines Buches gelesen. Ehe ich es irgendwie aufhalten konnte, war ich schon eingeschlafen. Am Abend bin ich mit den neu geschlossenen Freundschaften essen gegangen und danach haben wir uns an den Strand gelegt.
Am nächsten Morgen war es total schwer, aufzustehen, denn die Zeitverschiebung war echt unangenehm. Beim Frühstück habe ich erst mal etwas Energie getankt und dann ging es auch wieder. Los geht’s, Vancouver erkunden – ausgerüstet mit vollem Rucksack und der Stadtkarte. Viele große Häuser, tolle Aussichtsplätze, Wanderwege, Strände und Luxus Hotels. Am besten haben mir die Capilano Bridge und der Stanley Park gefallen.
Mit gutem Gewissen reiste ich dann auch nach zwei Wochen Vancouver weiter und machte mich auf nach Tofino, Vancouver Island. Einer der schönsten Orte, den ich je gesehen habe! Wie im Kanadischen Paradies und genau so, wie ich immer von Kanada geträumt habe: Berge, Seen, Wälder, einsame Highways, kleine Holzhütten, das Meer und natürlich Bären und Wale. Ich war total begeistert. Man braucht von Vancouver nach Tofino 2 Stunden mit der Fähre und dann nochmal 3 Stunden mit dem Auto. Ich liebte es dort und wollte hier den ganzen Sommer bleiben.
Ich hatte ein kleines Hotel gefunden und arbeitete dort, aber nur ein paar Tage, denn die Familie war komischerweise sehr unfreundlich und als ich denen mitteilte, dass ich gehen wollte, waren die gar nicht zufrieden und sagten, ich dürfe nicht gehen. Sehr schade. Also ging ich zurück in das super süße kleine Hostel bei Joe! Einfach nur toll und ich hab mich wie zu Hause gefühlt! Er vermittelte mich zu Charlie, der zwei Zimmer in Tofino vermietete und für ihn arbeitete ich dann den ganzen Sommer – es war super! Wir kamen gut zusammen aus und erlebten auch ganz schön viel.
Zum einen durfte ich Touristenattraktionen umsonst machen, denn ich habe diese dann bewertet und weiterempfohlen. Aus diesem Grunde durfte ich Kajaken, eine Wasserflugzeug-Tour machen, zu den Hot Springs, Whale watching & Bear watching. Charlie war mittlerweile unter dem Namen „Kanada Papa“ bei mir zu Hause bekannt, denn er hat mir sehr viel gezeigt. Wir sind mit dem Motorrad gefahren und waren sehr oft wandern. Zum Schluss sind wir sogar nach Victoria gefahren und haben eine Freundin von Charlie besucht. Victoria kann ich auch nur empfehlen – ein sehr schöner Ort.
Rebecca steht vor einem Helikopter
Im Winter lebte ich in Whistler und arbeitete dort in einem Hotel als Housekeeper. Es hat mir komischerweise sehr viel Spaß gemacht, denn dabei konnte ich zum einen mein Englisch verbessern und ich habe viele neue Freunde gefunden. Ich habe den ganzen Winter über gearbeitet, um ein bisschen Geld zu sparen, denn ich wollte noch so einiges sehen. In Whistler war ich von Oktober bis Januar und bin mit der längsten Gondel der Welt gefahren. Die Aussicht von da oben ist übrigens erste Klasse. Ganz zum Schluss habe ich auch noch Snow-Mobil-Fahren ausprobiert, welches wirklich ‘ne coole Erfahrung war, denn bei so einer Tour hat man die Gelegenheit, auch noch einiges zu sehen.
Anfang Februar ging es dann mit dem Greyhound nach Ottawa, der Hauptstadt von Kanada. Von Vancouver bis Ottawa braucht man vier bis fünf Tage! In Ottawa arbeitete ich in einem Hostel, wo ich auch wohnen durfte. Das Hostel war eine ganz besondere Unterkunft, denn zu früheren Zeiten diente es als Gefängnis. Witzigerweise sind diese Zellen immer noch erhalten und man kann dort in ein Zimmer ziehen. Total spannend, denn es wird gesagt, dass man nachts immer noch Geistern begegnen kann! Regelmäßig wurden Touren gehalten und man konnte sich das ganze Anwesen anschauen. Zu allerletzt durfte ich sogar eine Tour alleine machen, wenn auch nur den letzten Part. Es gab einen abgesperrten Bereich, bei dem man sehen konnte, wo früher die Leute erhängt wurden (geheim, so wie öffentlich). Schaurig!
Hinter der Rezeption hängen auch Bilder, die Gäste zeigen, welche sich nachts im Spiegel fotografiert haben und wo man Geister drauf sieht. Ich arbeitete gerne hinter der Rezeption und verbrachte dort auch viel Zeit. Leider bin ich einmal die Treppe runter gestürzt (ich wollte Glas in die Küche bringen) und habe mir dabei in den Arm geschnitten. Dieser Schnitt musste auch genäht werden. Naja, eine Freundin sagte, manche lassen sich ein Tattoo von Ihrem Abenteuer in Kanada stechen und ich hätte dafür die Narbe! In gewisser Weise stimmt dies ja auch!
Mit der ganzen Hostel Crew sind wir dann für ein Wochenende nach Mont Tremblant gefahren, ein kleines Dorf mit der Möglichkeit, Ski fahren zu gehen. Nach ein paar Tagen bekam ich eine Zimmergenossin und wir fuhren zusammen nach Toronto, auch als kleiner Bruder New Yorks bezeichnet. Wir waren leider im Winter da und – 45 Grad war nicht besonders angenehm, aber wir haben es uns nicht nehmen lassen, eine Tour zu den Niagarafällen zu unternehmen. Hat sich total gelohnt! Kann ich auch nur jedem weiterempfehlen. Im Sommer wäre es natürlich noch schöner gewesen! Zurück in Ottawa haben wir uns erst mal aufgewärmt und danach waren wir ein paar mal auf dem Kanal Schlittschuh fahren. Natürlich habe ich mir auch das Parlament angeschaut, welches in Ottawa auf jeden Fall ein MUSS ist!
Bevor meine Reise weiter ging, habe ich noch ein kleines Schloss mit den Namen meiner Familie an eine der Brücken gehängt. Außerdem war ich auch bei einem kanadischen Eishockeyspiel, denn dieses sollte man sich in Kanada auf keinen Fall entgehen lassen!
Mit dem Greyhound ging es dann Richtung Banff, ein kleines, wunderschönes Fleckchen in den Rocky Mountains. Doch bevor ich dort angekommen bin, hatte ich eine sehr lange Busfahrt hinter mir, denn aufgrund eines Schneesturms mussten wir fünf Stunden in einem verlassenen Ort ausharren. Danach ging es endlich weiter, doch in der Nacht fiel der Bus aus, das heißt, wir hingen mitten im Nirgendwo fest, sogar der Busfahrer musste in die nächste Stadt per Anhalter fahren, um Hilfe zu holen. Zu diesem Zeitpunkt wussten wir nicht, dass wir dort sechs Stunden auf den Ersatzbus warten mussten. SECHS STUNDEN! Als der Bus endlich ankam, fuhren wir zum nächsten Anhaltepunkt, und, wie nicht anders erwartet, hatten wir unseren Anschluss-Bus verpasst! Super, nochmal fünf Stunden warten.
Hinter Rebeccas Schulter ist ein Wasserfall
Mmh, was fängt man bloß mit der ganzen Wartezeit an? Also, ich habe in diesen insgesamt 11 Stunden eines meiner Bücher zu Ende gelesen und auch gleich eine neue Freundin gefunden. Wir haben uns dann ein Festmahl aus Automaten-Essen gemacht, denn als Traveler sollte man gut auf sein Geld achtgeben, um es für schöne Erlebnisse auszugeben. Nachdem unsere Bäuche halbwegs voll waren, ging es dann auch schon wieder weiter. Doch nach gut 30 Minuten hörten wir auf einmal einen Mann, der sich total aufregte und einen Busfahrer, der mit der Polizei telefonierte. Oh Gott! Was war denn jetzt los? Wir hielten am Straßenrand an und schon waren vier Polizisten im Bus und nahmen den Mann fest. „Okay“, dachte ich mir, „wo ist die versteckte Kamera?“ Ich kam mir vor wie in einem schlechten Film. Aber nein, nichts dergleichen war der Fall. Naja, Stress beiseite und die rosarote Brille gehört wieder auf die Nase gesetzt, denn das Träumen soll weiter gehen.
In Banff arbeitete ich ebenfalls in einem Hostel, doch dies hat mir nicht so viel Spaß gemacht. Die Leute waren super, aber das Zimmer für Angestellte war total kaputt und eigentlich unbewohnbar. Durch eine Freundin kam ich dann an meinen nächsten Job als Housekeeper. Tunnel Mountain Resort war eine weitere kleine Familie für mich und ich ging dort immer gerne zur Arbeit.
Ich machte eine typische Banff Tour in einem kleinen Touristen-Bus. Es machte Spaß, mehr über Banff zu erfahren und ebenfalls einige gute Tipps zu ergattern. Earles ist ein super Restaurant, in dem ich zwischendurch ausgeholfen habe und als ich eines Abends Feierabend hatte, habe ich auf der Straße eine Bekannte von mir getroffen. Wir gingen einen Kaffee trinken und setzten uns einen gemeinsamen Roadtrip durch die Rocky Mountains in den Kopf. Super Idee! Wir mieteten ein Auto, ich verabschiedete mich von meinen Freunden und los ging’s! Das Auto war jedoch sehr klein und wir waren heilfroh, dass am Ende all unsere Sachen rein gepasst haben!
Immerhin war die Zeit des Tetris-Spielen dann doch nicht verschwendet gewesen. Lake Louis war leider nicht so schön, wie wir es uns erhofft hatten und deswegen fuhren wir den ganzen Weg nach Golden. Dort schliefen wir auch im Auto und am nächsten Tag probierten wir White-Water-Rafting aus. Brrrr, kalt ist es ja schon im Winter, aber wir waren so damit beschäftigt, den Anweisungen unseres Leaders zu folgen und außerdem mussten wir achtgeben, nicht aus diesem Boot zu fliegen, dass wir die Kälte fast vergaßen. Wir hatten eine Menge Spaß und ich würde es gerne nochmal machen! Am nächsten Tag ging es zu den Gletschern und danach nach Jasper. Auf dem Weg sahen wir einige Bären und tolle Naturschauspiele. Jasper ist auch eine super schöne Stadt in den Rocky Mountains, dort übernachteten wir in einem kleinen abgelegten Wilderness Hostel. Am nächsten Morgen ging es wieder zurück nach Banff und für mich in Richtung Kelowna. Dort war ich nur Tourist, denn ich blieb nur eine Woche dort bevor es wieder zurück nach Vancouver ging.
Von Vancouver aus ging es auf direktem Wege nach New York! Oh ja, ich freute mich schon so darauf! Nachdem ich mein Hostel gefunden hatte, schlief ich auch direkt ein. Am nächsten Tag wollte ich unbedingt mehr sehen. Ich ging raus und fuhr mit der U-Bahn nach Downtown und verbrachte in dieser Stadt meine letzten Tage, bevor es nach Hause ging.