Die Realität kam meinen Vorstellungen sehr nah. Ich habe mir die Einwohner sehr offen und herzlich vorgestellt. In Bezug auf das Projekt habe ich mich natürlich auf komplett andere Verhältnisse, als die in Deutschland/ Europa eingestellt. In meinen Vorstellungen befand sich der Kindergarten eher in einer einfachen Blechhütte mit viel Platz darum herum, wo die Kinder spielen.
Trotz ihrer Verhältnisse war ich der Überzeugung, dass mich dort unten ein sehr lebensfroher und zufriedener Lebensstil erwartet.
Der Platz um den Kindergarten herum um draußen zu spielen fehlte komplett. Die Kinder hielten sich den ganzen Tag nur drinnen auf, wo der Platz für die vielen Kinder (ca. 30) sehr begrenzt war. Deshalb hatten die Kinder zu viel Energie und versuchten diese irgendwie abzubauen. Bei den Jungs endete das häufig in Kämpfen, die nicht sonderlich böse oder brutal waren aber schlichtweg ein Mittel um Energie abzubauen. Der Tagesablauf war streng durchgeplant und dieser hing auch in mehrfacher Ausführung im Kindergarten aus. Damit hatte ich nicht gerechnet. Ich dachte, es sei alles sehr unstrukturiert und mehr auf Spiel und Spaß, also auf einen genauen Tagesablauf ausgerichtet.
Im Nachhinein bewerte ich das sehr positiv, weil ein geregelter Tagesablauf den Kindern Sicherheit und eine Regelmäßigkeit gibt, an der sie sich orientieren können. Zu meiner Überraschung hörten die Kinder sehr schnell auf mich und respektierten mich zu meinem Erfreuen sofort.
Unter der Woche holte uns unser Fahrer gegen 7:00 Uhr ab und fuhr uns zum Projekt. Dort beschäftigten wir uns mit den Kindern, bis diese alle gemeinsam gegessen haben. Während die Kinder aßen, gingen wir in den Aufenthaltsraum und aßen ebenfalls unser selbst mitgebrachtes Essen. Um ca. 13:00 Uhr wurden wir dann von unserem Fahrer wieder abgeholt. Im Apartment kochten und aßen wir dann meist alle gemeinsam. Anschließend legten wir uns erst einmal ein Weilchen aufs Sofa um uns von dem ganzen Lärmpegel und dem Spielen mit den Kindern zu erholen. Da es viel regnete, verbrachten wir den Tag entweder im Apartment oder gingen in die Mall zum Shoppen. Abends aß man entweder auch im Apartment oder verabredete sich mit anderen zum Essen zu gehen. Das tat man allerdings eher am Wochenende. Da es bereits um 18:00 Uhr dunkel war, gingen wir selten später als 21:00 Uhr ins Bett, weil man bereits so müde war, als wäre es Mitternacht. Am Wochenende ging jeder meistens auf eine von der Agentur vor Ort angebotene Tour (z.B. Western Cape Tour, Gardenroute Tour, etc.). Dort begann der Tag auch meist gegen 7:00 Uhr und man sah beeindruckende Plätze oder Tiere.
Meine Geduld in Bezug auf Kinder hat sich extrem verbessert und es war unglaublich zu sehen, wie positiv die Kinder auf mich oder im Allgemeinen auf die Freiwilligenarbeiter regierten. Es war interessant zu sehen, wie trotz der geschichtlichen grausamen Vorfälle in Südafrika, die durch Weiße verursacht wurden, die Leute mich so herzlich aufgenommen haben. Für mein eigenes Leben habe ich gelernt, zufriedener zu werden und mich über die kleinen Dinge im Leben zu freuen. Die Kinder in Deutschland freuen sich nur noch über ein neues Smartphone oder Adidas-Schuhe. Ein Kind in Südafrika freut sich über deine Aufmerksamkeit und Zuneigung und in Bezug auf materielle Dinge über einen einfachen Luftballon.
Der Kontakt zu den anderen Teilnehmern und den Einheimischen war sehr gut. Das Land hat mir super gut gefallen und ich kam auch sehr gut mit der fremden Kultur zurecht. Ich wurde sofort herzlich von der einheimischen Bevölkerung aufgenommen.
Leider bot sich mir der Kontakt zu Einheimischen nur im Projekt, mit unseren Fahrern und mit unseren Nachbarn im Apartment. Von den Nachbarn waren ich und auch meine Mitbewohner am meisten überrascht. Ich habe ja nette und offene Menschen erlebt, aber diese Familie ist der Inbegriff von Gastfreundlichkeit und Herzlichkeit. Meine beiden Mitbewohner haben eins mittags lediglich nach Backpapier gefragt und am darauffolgenden Montag wurden wir alle von ihnen zum Essen eingeladen. Wir grillten auf einem in der Garage eingebauten Grill und aßen oben in ihrer Wohnung. Es gab Salate und Beilagen in Fülle. Die Gesprächsthemen gingen nie aus und sie waren sehr interessiert an unseren Geschichten aus Deutschland und unseren Erfahrungen, die wir in Südafrika gesammelt hatten. Es war der schönste Abend meines gesamten Aufenthaltes. So etwas würde in Deutschland nie passieren. Die Furcht vor Fremden und der Geiz spielt hier eine viel zu große Rolle. Der afrikanische Lebensstil, der sehr gemütlich und genügsam und außerdem sehr auf den Glauben bezogen ist, hat mich total in den Bann gezogen. Die afrikanischen Einwohner leben und lieben ihren Glauben und das zeigen sie.
Ich habe einmal an einem afrikanischen Gottesdienst teilgenommen und es glich mehr einem Freudenfest mit lebensfrohem Gesang und Tanz, als einem Gottesdienst. Das hat mich sehr beeindruckt und es hat mir viel Spaß gemacht daran Teil zu haben.
Ein paar Mal bin ich mit anderen Teilnehmern in ein Einkaufscenter zum Shoppen gefahren. Auch nach Kapstadt bin ich mit den anderen Teilnehmern zweimal gefahren und einmal auf einen Markt in Woodstock. Abends war ich mit den anderen Teilnehmern beim Pizzaessen, beim Burgeressen und anschließend im Kino und zweimal gemütlich in einer Bar etwas Trinken. An einem Sonntag habe ich einen Gottesdienst besucht und anschließend eine Townshipparty. Am Wochenende war ich auf der Western Cape Tour (von Freitag bis Sonntag). Ansonsten sind wir viel am Strand spazieren gegangen und haben fleißig Fotos geschossen. An einem Abend wurden wir, wie oben bereits erwähnt, von unseren Nachbarn zum Abendessen eingeladen.
Der schönste Moment während meines Aufenthaltes war zum einen die dreitägige Western Cape Tour, zum anderen das Abendessen bei unseren Nachbarn und der afrikanische Gottesdienst.
Die Betreuung per E-Mail war super. Ich wurde mit allen Informationen versorgt, die ich brauchte.
Es war alles zu meiner vollsten Zufriedenheit. Auf jede meiner E-Mails bekam ich spätestens am nächsten Tag eine hilfreiche und freundliche Antwort. Die Betreuung während meines Aufenthaltes war auch super und genau nach meinen Vorstellungen.
Besonders gut fand ich den Fahrservice, den wir zu jeder Zeit kontaktieren konnten und somit mit keinen Taxis fahren mussten. Das hat mir viel Sicherheit gegeben. Die Einführungsveranstaltung war auch recht informativ und die wichtigsten Telefonnummern standen in unserem Prospekt im Apartment.
Weitere Betreuung war nicht nötig, da wir den Rest gut selbst organisiert bekamen und wenn es ein Problem gegeben hätte, bin ich mir sicher es hätte mir jemand geholfen. Auch der Abholservice und der Transfer zum Flughafen war gewährleistet, was mir gut gefallen hat. Unser Projektkoordinator kam uns einmal die Woche besuchen, um nach unseren Wohlergehen zu sehen und uns bei Problemen oder Fragen weiterzuhelfen. Außerdem war er da, wenn die Putzfrau kam um zu sehen, dass auch alles ordnungsgemäß ablief. Auch an diesem Punkt habe ich nichts zu kritisieren.
Ja, es war auf jeden Fall eine gute Entscheidung. Ich habe viele neue Leute kennengelernt. Es war interessant ihre Erfahrungen und Ängste/ Erwartungen zu hören und mich mit ihnen auszutauschen. Da jeder allein angereist war, entstand sofort ein sehr vertrautes Verhältnis zu allen, da wir alle in der gleichen Situation waren. Dieses sofortige Gemeinschaftsgefühl in einem komplett fremden Land zu spüren, war einfach nur schön. Außerdem habe ich im Projekt viel über mich selbst und unseren dekadenten Lebensstil in Europa gelernt. Die Tatsache, dass ich während der gesamten Hin- und Heimreise komplett auf mich allein gestellt war hat mich auf jeden Fall selbstbewusster gemacht und mein Englisch hat sich während meines gesamten Aufenthaltes enorm verbessert.
Eine völlig fremde Kultur kennenzulernen hat meinen Erfahrungsschatz nur bereichert und ich bin froh mich für diesen Auslandsaufenthalt entschieden zu haben.
Geht so unvoreingenommen wie es geht in das neue Land und lasst euch von der Kultur überraschen. Versucht nicht im Projekt die Welt zu verbessern sondern bringt euch mit euren Ideen an den Stellen ein, an denen es erwünscht ist und vergleicht die Verhältnisse während eures Aufenthaltes nicht mit Europa.