Genau genommen kam mir die Einsicht, für ein halbes Jahr in einem fremden Land zu leben relativ spät. Ziemlich genau dann, als der Pilot das Landen in Sydney, Australien begonnen hat. In diesem Moment wurde mir bewusst, dass ich nun ein halbes Jahr lang ohne Familie und ohne Freunde auskommen muss. Und selbst zu sehen habe, wie ich von A nach B komme, wie ich Geld für meine Unterkunft und für mein Essen zusammen bekomme. Panisch hab ich deshalb verschiedene Möglichkeiten überlegt: ein Auto kaufen, im Auto schlafen, schnellst möglich Arbeit suchen, und so weiter… Trotzdem war die Vorfreude so groß, dass die plötzliche Angst schnell wieder weg war.
Es war einfach wie in einem Traum. Ich konnte so viele tolle Eindrücke mitnehmen und hab so viel Schönes gesehen. Dazu kamen noch die tollen Leute dich ich kennen lernen durfte. Ich hatte zwei verschiedene Tagesabläufe. Der erste, das waren ca. die ersten 2 1/2 Monate, war vom arbeiten bestimmt. Ich arbeitete auf verschiedenen Maisfeldern. Meist begann der Tag recht früh, da wir noch eine gefühlte Ewigkeit mit dem Bus zu unserem Arbeitsplatz fahren mussten. Dort hieß es dann Fruit Picking in der prallen Sonne. Am Abend, wenn es zurück in die Unterkunft ging, wurde um den ersten Platz in der Dusche gekämpft und schließlich zu Abend gegessen. Der zweite Tagesablauf – der bei weitem schöner war – war nur vom Reisen bestimmt. Ganze 3 Monate fuhren wir mit unserem gemieteten Campervan Australien ab. Nach dem Frühstück ging es fast jeden Tag an einen neuen Ort und bevor es Dunkel wurde, suchten wir uns wieder einen Platz zum stehen bleiben.
Mit der Arbeit in Australien, wurde mir erst bewusst, wie schön meine Arbeit in Deutschland doch eigentlich ist und was für einen Lebensstandard wir uns leisten können. Zu meiner Arbeitszeit war ich eher in einem ländlichen Bezirk, in dem viel Armut herrschte. Und dementsprechend waren dort auch die Lebensverhältnisse. Auch viele Ältere Australier mussten den gleichen, doch anstrengenden Job erledigen, wie wir. Und das traurige daran: über Jahre hinweg. Trotzdem war die Arbeit mit unseren Kollegen meist lustig und mit Spaß verbunden, da man auf dem Feld einfach viele tolle Leute kennen lernen durfte.
Das Land ist so von seiner Landschaft geprägt und die Bevölkerung ist so gering, dass du in den ländlichen Teilen nicht immer auf andere Menschen triffst. Die, die wir kennen lernen durften, waren allerdings so gastfreundlich und hilfsbereit wie man sich es nur wünschen kann. Einmal zum Beispiel sind wir mit unserem Campervan im Sand stecken geblieben. Bis wir das realisiert hatten, waren schon 5 Männer da, mit Schaufel, Seil und ähnlichem und haben uns wieder befreit. Einfach nur toll.
Während des Arbeitens wurde Abends oft ein Feierabend Goon getrunken oder einfach nur miteinander gelacht. Wir haben dort eigentlich ähnliche Sachen wir in Deutschland unternommen. Kino, Shoppen, Baden, mit Freunden abhängen… Während meiner Reisezeit haben wir natürlich einiges mehr als in Deutschland unternommen. Wir haben uns Sehenswürdigkeiten angesehen, verschiedene Städte kennengelernt, das Campingleben gelebt und vieles mehr. Fast alles war allerdings ohne Internet, Strom oder andere Medien. Der schönste Moment war der Sonnenuntergang auf den Whitsundays auf einen Segelboot. Einfach ein Traum!
Toll fand ich, dass man sich gerade zu Beginn und auch vor der Reise nicht alleine gefühlt hat, da man einfach wusste, dass im Falle eines Problems Profis zur Verfügung stehen. Auch Fragen vorab, wurden immer klar und deutlich beantwortet und man hat sich viele Recherchearbeit gespart. Das Buchen und die Hilfe bei Visum, Unterkunft, … war der reinste Luxus. Gut gefallen hat mir, dass man direkt mit Englisch konfrontiert wurde, aber trotzdem im Falle Hilfe auf Deutsch hatte. Die Aufnahme war sehr herzlich und man hat direkt am Anfang alle Infos bekommen, die man benötigte. In der Members Lounge haben wir auch unseren Job gefunden und haben Hilfe bei unserem ersten Ortswechsel bekommen. Was auch super war, war die Einlagerung von unseren Koffern in Sydney. Somit waren wir immer nur mit wenig Gepäck unterwegs und mussten z.B. unsere Souvenirs nicht überall mit hinnehmen. Das Personal war auch super nett und selbst noch selbst jung, deshalb war die Kommunikation auch immer einfach.
Es war die beste Entscheidung die ich treffen konnte. Ich bereue keine Sekunde und auch keinen Cent. Es hat mich auf jeden Fall sehr selbständig gemacht
Australien ist ein sehr teures Land. Man sollte nicht mit dem höchsten Lebensstandard rechen, wenn man ein solches Projekt in Erwägung zieht. Es ist auch definitiv kein Urlaub, sondern ein hartes aber wunderschönes Abenteuer.