Ich dachte, dass ich wahrscheinlich als Tellerwäscher oder Kellner arbeiten würde. Ich habe mir das Land ähnlich wie Deutschland vorgestellt und hatte eigentlich kaum Erwartungen. Ich wusste nur, dass Vancouver eine der lebenswertesten Städte der Welt sein soll und, dass die Kanadier angeblich total höflich sind. Und dass es in Kanada noch sehr viel unberührte Natur gibt.
Ich habe die Zeit als sehr gut empfunden. Ich habe jeden Tag Neues gelernt und gesehen und habe einfach mal richtig was mit meinem Leben angefangen. Ich fühlte mich außerdem gut betreut. Bei Fragen bekam ich recht schnell eine hilfreiche Antwortemail von wayers und vor Ort in Vancouver hat mir die Partnerorganisation geholfen. Dort arbeiten zwei sehr nette Frauen, die die Stadt sehr gut kennen und einem vor allem am Anfang super helfen können. Ich habe die ersten vier Monate meines Aufenthaltes in einer Hundetagesstätte und -pension gearbeitet. Ich musste meistens von 8-16 Uhr arbeiten und bin nach dem Frühstück immer mit dem Fahrrad zur Arbeit gefahren (Vancouver ist super für Leute, die gerne Fahrrad fahren)und habe angefangen zu arbeiten. Meine Aufgabe war es mit den Hunden Spaziergänge zu machen und sie in den Räumen zu betreuen. Auch Putzen gehörte natürlich zum Job. Nach der Arbeit war ich immer ziemlich erschöpft und bin dann auf dem Weg nach Hause meist noch beim Supermarkt vorbei, habe mir zu Hause was gekocht und habe dann manchmal noch was mit Freunden unternommen. Manchmal hatte ich auch andere Arbeitszeiten. Wenn ich frei hatte, war ich oft im Community Center schwimmen, habe Tagesausflüge gemacht oder war in der Laundry Mat um meine Wäsche zu waschen. In den verschiedenen Jobs konnte ich schon einiges an Berufserfahrung sammeln.
Während der 4 Monate in der Hundepension habe ich gelernt mich durchzusetzen und weiß jetzt natürlich auch einiges über Hunde. Einen Monat lang habe ich auf dem Weihnachtsmarkt am Flammkuchen- und am Schokoladenstand gearbeitet. Jetzt weiß ich, wie man eine Kasse bedient und habe viel über Schokolade gelernt (Fair Trade, Herstellung, etc.). Außerdem habe ich über WWOOF drei Monate auf verschiedenen Farmen gearbeitet. Hier habe ich gelernt Seife, Heilsalben und Käse zu machen, eine Ziege zu melken und habe noch in einer Bäckerei geholfen.
Mein Kontakt zu anderen Teilnehmern war gut, da die Partnerorganisation vor Ort oft Pub Abende und andere Unternehmungen veranstaltet hat und man dort andere Work und Traveller kennenlernen konnte. Mein Kontakt zu den Einheimischen war nicht super groß. Die Kanadier sind zwar recht offen und kontaktfreudig, doch außer bei der Arbeit gab es ja kaum Berührungspunkte. Außerdem sind in Vancouver einfach so viele Deutsche, dass man wenig Einheimischen begegnet. Der Kontakt zu den Einheimischen wurde dann aber auf den Farmen natürlich sehr gut. Mir hat das Land sehr gut gefallen (vor allem der Westen). Es ist einfach unglaublich groß und bietet sehr viel zum Entdecken. Außerdem sind die Kanadier echt super freundlich, höflich, friedfertig und hilfsbereit und man trifft viele besondere Leute. Zudem kann man in diesem Land alles unternehmen von Ski fahren bis Surfen. Die Kultur war eigentlich nicht allzu fremd, da doch sehr europäisch, weshalb ich gut zurecht kam. Man kommt aber mit sehr vielen unterschiedlichen Kulturen (vor allem der chinesischen und japanischen) in Berührung, da Kanada ein Einwanderungsland ist. Die Vielfalt ist in den größeren Städten natürlich noch stärker.
Meist hab ich während meines Aufenthaltes viel mit meinen Freunden unternommen. Ich habe außerdem eine Kurs im Community Center gemacht und war dort schwimmen. Zudem habe ich kleine Ausflüge unternommen, war am Strand oder im Kino oder auf einem der unzähligen Festivals in Vancouver.
Zu den schönsten Momenten zählen sicherlich das Celebration of Lights Feuerwerk in Vancouver (Ein super professionelles, richtig tolles Feuerwerk am Strand.), das Outdoor Kino im Stanleypark mit Glühwürmchen oder der 4D-Flug über Kanada von Ost nach West (Fly over Canada, das macht richtig Lust aufs Reisen). Besonders beeindruckend waren die Nordlichter in Saskatoon und das Eishockeyspiel auf einem zugefrorenen See mitten in der Nacht.
wayers hat sich während meines Aufenthaltes und auch davor gut um mich gekümmert. Anfragen per Email wurden schnell beantwortet, die Reiseunterlagen waren hilfreich und die Erreichbarkeit war auch gut. Außerdem war die Partnerorganisation vor Ort super nett. Am ersten Tag gab es ein Infotreffen. Es wurde einem geholfen die SIN-Nummer zu beantragen, sowie ein Konto zu eröffnen, eine Wohnung zu finden usw. Außerdem waren die zwei Mitarbeiterinnen immer gut gelaunt, sehr ortskundig und hilfsbereit. Man konnte dort im Büro Gepäck lagern, im Internet surfen und Sachen ausdrucken. Eine der beiden Frauen hat mir außerdem geholfen meinen Lebenslauf zu schreiben, der letztendlich so überzeugend war, dass ich schon nach einer Woche einen Job hatte. Es wurden außerdem immer Treffen mit allen Teilnehmern (auch aus anderen Ländern) organisiert (z.B. ein Eishockeyspiel anschauen, in den Pub gehen usw.). Im Büro hängen an einer Pinnwand zudem super viele Job -und Wohnungsangebote und man kriegt jeden Monat eine Mail mit Informationen zu Jobs und Veranstaltungen in Vancouver.
Es war eine sehr gute Entscheidung. Natürlich hatte ich zwischendurch auch sehr starkes Heimweh, aber ich habe einfach so viel Schönes und Neues erlebt und das war genau das, was ich jetzt nach der Schule erstmal brauchte. Ich habe auf jeden Fall viele schöne Erinnerungen gesammelt und einige gute Freunde gefunden, außerdem bin ich natürlich viel selbstständiger geworden. Das Jahr hat mich also allein dadurch schon weitergebracht. Zudem ist mir durch die verschiedenen Jobs, die ich hatte, noch klarer geworden, was ich in meinem späteren Job brauche und was nicht. Mein Englisch hat sich außerdem stark verbessert.