Vor meinem Abflug hatte ich die Vorstellung, dass Costa Rica ein – besonders für Frauen – sehr gefährliches Land sei. Ich habe ebenfalls gedacht, dass die Lebensverhältnisse dort recht einfach seien, aber auch dass die Lebenshaltungskosten billiger wären als in Deutschland. Landschaftlich habe ich mir Costa Rica sehr bunt und vielseitig vorgestellt. Die Arbeit an der Schule konnte ich nur schwer vorher einschätzen. Ich dachte, dass die Ausstattung wohl schlechter sein würde als in deutschen Schulen und dass vielleicht auch das Personal schlechter ausgebildet sei. Aufgrund von Vorwarnungen habe ich auch die Disziplin der Kinder deutlich geringer eingeschätzt als ich das von Deutschland gewohnt war. Eigentlich war das Programm sogar besser als ich dachte, da ich vorher mit hohen Erwartungen sehr vorsichtig war. Dies war dann aber zum Glück nicht der Fall, sondern ich wurde total positiv überrascht.
In meinem Projekt wurde ich sehr herzlich empfangen (ich war die Erste Freiwillige dort) und auch sofort in das Schulleben integriert. Die Lehrer waren unglaublich offen und auch die Kinder haben mich sehr gut aufgenommen. Die Sprachschule mit dem 2-wöchigen Sprachkurs zu Beginn war auch echt toll und hat durch die vielen Aktivitäten zum Großteil dazu beigetragen, dass ich so viele nette neue Leute kennengelernt habe
Ich bin meistens so gegen 07:00 Uhr aufgewacht, da es einfach zu diesem Zeitpunkt schon 2 Stunden hell war und man in der Regel wegen der frühen Dunkelheit auch rechtzeitig ins Bett kommt (es sei denn man trifft sich Abends noch in einer der vielen Bars mit anderen Leuten ;-)). Während des Sprachkurses hatte ich immer Nachmittagskurse und konnte den Vormittag dann für Tanz- und Kochkurse nutzen oder über das Internet mit meiner Familie und Freunden in der Heimat kommunizieren. Im Volunteering Projekt hatte ich immer abwechselnd morgens und nachmittags Schule, sodass jeder Tag anders aussah. Die jeweils andere Tageshälfte habe ich meistens in der Sprachschule oder mit Freunden verbracht. Abends sind wir hin und wieder in eine Bar gegangen oder auch nach San José tanzen gegangen, um unsere neugewonnen Fähigkeiten aus dem Tanzkurs auszuprobieren ;-). Frühstück und Abendessen habe ich immer in meiner Familie gegessen und die Zeit zum Austauschen und Erzählen auf Spanisch genutzt. Ich konnte in meiner Arbeit in der Grundschule sehen, wie das Unterrichten in Costa Rica abläuft und welche Unterschiede teilweise zu dem deutschen Schulsystem bestehen. Durch die große Offenheit der Lehrkräfte hatte ich die Möglichkeit, mich im Englischunterricht immer durch kleine Aktivitäten zu beteiligen und dadurch sowohl den Kindern als auch den Lehrern zu helfen. Gleichzeitig habe ich auch von negativen Beispielen gelernt und konnte den Lehrern teilweise Verbesserungsvorschläge für Unterrichtsabläufe aus dem Rahmen meiner eigenen Unterrichts-Erfahrung geben, was gut aufgenommen wurde.
Ich habe echt viele tolle Erfahrungen mit der Kultur und den Menschen dort gemacht. Zunächst mal ist mir aufgefallen, dass die Leute in der Regel offener sind und einem direkt total herzlich begegnen. Das Costa-Ricanische Essen habe ich auch sehr genossen. Zu Beginn war es zwar etwas ungewohnt teilweise auch morgens schon warmes Essen (z.B. Gallopinto) zu bekommen, aber man gewöhnt sich schnell daran und will nach kurzer Zeit die ganzen leckeren Fruchtshakes und „platanos fritos“ (gebratene Bananenscheiben) nicht mehr missen J. Gewöhnen muss man sich auch an die veränderte Einstellung zu Zeit und Terminen aber schneller als man denkt hat man seine innere Uhr in der Freizeit auf „Tico Time“ umgestellt
Neben dem Sprachkurs und der Arbeit im Projekt war ich immer viel unterwegs und bin auch an allen Wochenenden gereist. Da sowohl Sprachkurs (die ersten beiden Wochen) als auch Unterrichten (die darauffolgenden 5 Wochen) immer nur halbtags war, hatte ich viel Zeit noch mit anderen jungen Leuten, die mit wayers dort waren, in und um Heredia oder San José zu verbringen. Abends sind wir öfter mal in eine der vielen heredianischen Bars oder auch mehrmals nach San José tanzen gegangen. An den Wochenenden war ich die ersten beiden Male mit einer organisierten Tour des Teams vor Ort unterwegs. Wir waren zum einen in Montezuma (Pazifikküste) mit einer Tour zur Isla Tortuga (schnorcheln) und zum anderen in Monteverde (Nebelwälder) mit einer Tour zum Volcán Arenal und den heißen Quellen. An den anderen Wochenenden war ich dann unter anderem in Puerto Viejo (Karibikküste), auf dem Volcán Poas und dem Volcán Irazú (höchster Vulkan Costa Ricas) und in Manuel Antonio (Nationalpark an der Pazifikküste). Die letzte Woche nach Abschluss meines Projekts, bin ich dann noch eine Woche auf eigene Faust an den Stränden der Provinz „Guanacaste“ gereist (u.a. Sámara und Tamarindo).
Es gab so viele tolle Momente, dass es fast schwer fällt, ein paar Besondere herauszugreifen. Ich habe einfach so oft gedacht, dass es fast zu schön ist um wahr zu sein. Besonders toll ist mir der erste Abend am Wochenende in Montezuma in Erinnerung geblieben, als ich im Bikini bei 32 Grad Außentemperatur in der Hängematte im Garten unseres kleinen Hotels direkt am Strand lag, das Wellenklatschen hörte und in die Palmen über mir guckte. Lustig waren in der Schule öfters mal die sehr angeregten Gespräche im Lehrerzimmer. Beim ersten Mal musste ich einfach lachen, als alle laut diskutierend und gestikulierend durcheinander riefen, und auf einmal anfangen wollten, mich in das Gespräch auf ultraschnellem Spanisch miteinzubeziehen.
Die Vorbereitung durch wayers war echt gut und bei allen Fragen oder Unsicherheiten wurde eigentlich sofort und immer sehr hilfsbereit reagiert. Die Betreuung vor durch die Mitarbeiter vor Ort war echt super. Bei allen Problemen, Fragen und Wünschen hatte man immer einen Ansprechpartner. Ich habe nichts vermisst und mich wirklich gut aufgehoben gefühlt. Toll war auch, dass das Team von der Sprachschule im Prinzip jeden Studenten mit Namen kennt und anspricht. Das gibt ein Gefühl von Vertrautheit und Familiarität.
Es war eine sehr gute Entscheidung, einen solchen Auslandsaufenthalt zu machen. Zum einen war es gut, einmal „rauszukommen“ und etwas ganz Anderes zu machen. Zum Anderen war ich auch echt froh, dass ich ein Voluntariat gemacht habe, da man auf diese Weise ein Stück Alltag mit den Menschen dort teilt und die Kultur nochmal auf eine viel intensivere Weise kennen lernen kann, als das im geschützten Rahmen der Sprachschule der Fall ist. Des Weiteren öffnet ein solcher Aufenthalt die Perspektiven für andere Kulturen und ich habe viel über mich und über andere Menschen gelernt Eine Sache, die mich speziell in Costa Rica fasziniert hat ist, dass das Leben dort ein wenig langsamer und entschleunigter läuft und die Menschen einfach glücklicher sind. Das will ich mir auch jetzt nach meiner Rückkehr in Deutschland bewahren.
An alle zukünftigen Teilnehmer möchte ich weitergeben, dass die Verunsicherung, die man vielleicht aufgrund der Infos über Kriminalität und Gefahren in Costa Rica am Anfang erfährt, echt unnötig ist. Es ist gut, vorsichtig zu sein und auch nachts aufzupassen, aber ansonsten kann man das Leben dort echt genießen und der Großteil der Menschen ist einfach offen und freundlich. Zur Sprachschule in Heredia kann ich sagen, dass die Leute dort definitiv auch in Flip Flops und Shorts etc. rumlaufen. Also packt nicht zu wenig kurze und leichte Klamotten ein (wie ich das leider gemacht habe). Für die Arbeit in öffentlichen Schulen sind knielange Röcke o.ä. aber auf jeden Fall angemessen. Wenn ihr reisen wollt, dann ist es zur Orientierung gut, auch mal organisierte Touren des Teams vor Ort mitzumachen, danach ist auch leicht realisierbar mit ein paar Leuten auf eigene Faust zu reisen.