Eigentlich hatte ich geplant nach Südafrika zu reisen und dort mein Projekt zu machen, aber es war in dem gewünschten Zeitraum nichts mehr frei, also entschied ich mich für Ghana. Ghana war also nur meine zweite Wahl, deswegen wusste ich nicht wirklich viel über Land und Leute. Ich hatte mir einen Reiseführer gekauft und ein bisschen darin gelesen, das Land stellte ich mir ganz anders vor, als es letztendlich war und meine Arbeit auch. Ich wechselte mein Projekt von der Schule ins Krankenhaus, was ein einmaliges geniales Erlebnis war. Ich war meistens auf der Geburtenstation eingeteilt und durfte dort mithelfen.
Ich habe mein Programm von Sozialarbeit zu Medizin gewechselt und bin darin richtig aufgegangen. Es war eine tolle Zeit dort, auch wenn ich richtig „krasse“ Sachen erlebt und gesehen habe. Ich werde Ghana nie vergessen! Die Menschen, die ich kennengelernt habe (sowohl die Ghanaer als auch meine lieben Mitbewohner aus dem wayers-Home) sind mir richtig ans Herz gewachsen und es sind echte Freundschaften entstanden. Es war wirklich eine bedeutende Zeit in meinem Leben und ich habe viel über mich und über andere gelernt.
Um 8 Uhr ging es mit dem TroTro in die Arbeit, meistens waren wir dann um 1 Uhr mittags wieder im Haus und haben lecker gekocht oder uns was von einem Stand an der Straße gekauft. Nachmittags sind wir oft an den wunderschönen Kokrobite Strand gefahren und haben gefaulenzt oder haben auf unserer Hausterrasse entspannt und über Gott und die Welt geredet. Abends sind wir oft ins Internetcafé gegangen oder haben uns mit unseren ghanaischen Nachbarjungs draußen getroffen. Am Wochenende sind wir auch oft in den nahegelegenen Pub gegangen und haben zu ghanaischer Musik die Hüften geschwungen. Aufgaben an sich hatte man außer in der Arbeit nicht viele, es war aber jeder für sich selbst verantwortlich (was auch gut war): Kochen, Wäsche selbst mit der Hand waschen, Zimmer sauber halten usw.. In der Arbeit war ich meistens auf der Geburtenstation und meine Aufgabe war bei den Geburten mitzuhelfen soweit es ging, mich um die frischgebackenen Mütter zu kümmern und die frischgeborenen Babys zu waschen. Ich konnte Riesen-Erfahrung sammeln, die ich in Deutschland vermutlich während dem ganzen Medizinstudium so praktisch nie erfahren könnte. Ich durfte immer bei den Geburten mithelfen. Ich habe dadurch noch mehr gemerkt, dass es mein Wunsch ist Menschen in meinem Beruf zu
helfen!
Die Kultur ist etwas völlig Neues, was man so nicht kennt. Ganz anders als unsere europäische Kultur! Es ist laut, es stinkt und es läuft einfach nie so wie man es plant! Bus-Pläne, Fahrzeiten oder ähnliches kennt man in Ghana nicht, man muss deshalb lernen sehr geduldig zu sein und es ist wirklich am besten man nimmt sich nichts Zeitgebundenes vor, weil immer etwas dazwischen kommen kann. Das Essen ist auch komplett anders (ich habe 6 kg zugenommen weil ich das einheimische Essen so geliebt habe), scharf und sehr reichhaltig. Es gibt auch eine große Auswahl an leckeren exotischen Früchten wie Mango, Papaya und richtig leckere süße Orangen. Ich denke, ich habe einen guten Einblick in die ghanaische Kultur in meiner Zeit bekommen, durch das viele Reisen und etliche andere Sachen die wir gemacht haben, waren wir zum Beispiel auf einer ghanaischen Hochzeit, einem Fußballspiel, im Nachtleben unterwegs (Pub), im Gottesdienst usw. Zu den Ghanaern hatte ich auch guten Kontakt, die Menschen sind meistens wahnsinnig freundlich. Wir wurden z.B. einfach mal auf einer Busfahrt von einer sehr netten Dame nach Hause eingeladen, die für uns gekocht hat. Die Ghanaer sind sehr gastfreundlich und interessieren sich auch sehr für deine Kultur. Ich habe immer noch guten Kontakt mit einigen Ghanaern/Ghanaerinnen und ich plane nächstes Jahr auf einen Kurztrip nochmals hinzureisen.
Wir sind am Wochenende meist gereist und haben das Land erkundet, was ich auch nur empfehlen kann. Oft waren wir auch in Accra und haben dort ein bisschen gebummelt, Souvenirs gekauft oder einfach lecker ghanaisch gegessen. Wir sind auch oft nach Kaneshi gefahren um auf den riesigen, lokalen Markt zu gehen um dort Stoffe oder Früchte zu kaufen. Unter der Woche waren wir auch oft am Kokrobite Strand und haben es geliebt im Meer zu baden oder einfach nur entspannt am Strand zu liegen. Am Wochenende sind wir häufig mit unseren ghanaischen Nachbarsjungs in den Pub gegangen und hatten dort richtig lustige und coole unvergessliche Abende. Es gibt eigentlich immer was zu erleben.
Der schönste Moment war im Krankenhaus als eine frischgebackene Mama und ihre ganze Familie sich bei mir bedankt haben für meine Hilfe bei ihrer Geburt. Die Freude auf diesen Gesichtern war unglaublich und hat mir das Gefühl gegeben, dass meine Hilfe gebraucht und geschätzt wurde! Außerdem war das Schönste an meinem Aufenthalt, dass ich so tolle Menschen kennengelernt hab, die ich in meinem Leben nie mehr missen möchte.
Ich fand die Organisation gut und immer wenn ich eine Frage hatte, bekam ich eigentlich sofort eine Antwort. Unsere Koordinatorin vor Ort war immer für uns da und bei jeder Frage konnte man zu ihr kommen! Manchmal habe ich nur die deutschen Verhaltensweisen vermisst, was bei uns völlig normal ist wie z.B. Pünktlichkeit. Aber Ghana ist anders und deswegen fand ich das eigentlich nicht schlimm.
Ja es war eine sehr gute Entscheidung und ich bereue nicht, dass ich nicht nach Südafrika konnte, sondern nach Ghana bin! Ich bin an mir selbst gewachsen und sehe manche Dinge jetzt mit anderen Augen. Es gab schwere Zeiten und viele Tränen, aber ich habe durch meine Erfahrung in Ghana sehr viel über mich als Menschen gelernt, aber auch über andere, da man 24h mit den anderen Teilnehmern zusammen ist. Mit dem ein oder anderen versteht man sich besser, aber genau das ist auch eine positive Erfahrung, dass man versucht mit jedem klarzukommen, da man in einem Haus zusammen lebt. Mein Aufenthalt hat mich sehr viel weiter gebracht, in meinem Berufswunsch, in meiner Persönlichkeit und in meinem Denken.
Mein Tipp ist, dass man sich vielleicht besser über Land/Leute/Kultur im Voraus informiert um keinen allzu großen Kulturschock zu bekommen. Und man wird immer mal schlechte Tage/Zeiten haben, weil man Heimweh hat oder man mit den Erlebnissen in Ghana überfordert ist, aber man lernt so viel und sollte niemals aufgeben! Ich hatte außerdem auch einen riesigen Kulturschock als ich wieder in Deutschland war, es fiel mir wahnsinnig schwer wieder in meinen gewohnten Alltag hineinzukommen, es ist auch nicht so leicht wieder zurückzukommen, man hat sich vielleicht verändert und das Umfeld um einen herum auch, deswegen erst mal langsam und locker angehen lassen-