Jeden Morgen (zumindest werktags) stand ich um 8:00 Uhr auf und frühstückte. Ich glaube ich hatte noch nie eine so große Auswahl an Cornflakes. Danach ging es erstmal raus, wo die Hunde mich jeden Morgen begrüßten, als hätten sie einen Jahre lang nicht gesehen oder vielleicht hatten sie auch einfach nur Angst ich könnte vergessen sie zu füttern. Das habe ich dementsprechend natürlich immer als Erstes gemacht. Dann wurde das Wasser für die Pferde aufgefüllt. Je nach Wetter nur jeden zweiten Tag oder auch zweimal am Tag, aber kontrolliert wurde es täglich. Es gab insgesamt vier Pferdeherden (insgesamt 54 Pferde), was bedeutete, jedes Mal über die ganze (große) Farm die Hügel mehrmals rauf und runter laufen zu müssen, um das Wasser an bzw. wieder auszumachen. Die Hunde und auch Katzen waren natürlich immer dabei.
Danach hieß es dann jeden Tag reiten, reiten und reiten! Von den genannten 54 Pferden waren aber nur 5 Reitpferde im Alter von 4/6/7/8/2. Für gewöhnlich ritten wir die Jungpferde, da diese mehr Training brauchten. Es gab keine Halle (braucht man dort meiner Meinung nach auch wirklich nicht), also ritten wir (ich und eine weitere Teilnehmerin) immer in Wiesen, Feldern, Wäldern und zu Seen, natürlich wieder in Begleitung der Hunde. Die Natur war unglaublich und ich habe in den 8 Wochen ca. 3000 Bilder geschossen. Mittags gab es dann erstmal Lunch und eine kleine Pause. Nachmittags sah das Programm unterschiedlich aus. Meistens trainierten wir die Ein-und Zweijährigen mit Planen, Poolnudeln, Hänger und was man halt noch so findet. Oft fuhren wir auch in die kleinere Stadt zum Einkaufen und es gab JEDEN Tag einen Besuch bei Tim Hortons (ist wie Starbucks nur besser, möchte an dieser Stelle jedem einen „Creamy Chocolate Chill“ empfehlen). Ansonsten haben wir Zäune repariert, Sachen zur Mülldeponie gefahren, die Fassade vom Haus abgerissen, die Farm aufgeräumt, vergeblich versucht die Babykatzen vor den Enkelkindern zu beschützen und Pferde umgestellt bzw. sind ein Stück mit dem Auto zur nächsten Koppel gefahren, um zu gucken, ob es den Pferden dort gut geht. Abends waren wir oft bei der Familie meiner Gasteltern (Kinder, Enkelkinder, Eltern usw.), oft auch zum Essen oder zum Lagerfeuer. Ansonsten habe ich abends mein Tagebuch geführt und mit meinen Gasteltern einen Film/ eine Serie geschaut.
Ich kann nur jedem empfehlen, der über so einen Aufenthalt nachdenkt es einfach zu machen! Es ist ein unglaubliches, einmaliges Erlebnis und man lernt viel mehr über das Land und das Leben dort, als wenn man nur als Tourist dort ist. Wenn ihr euren Koffer packt, nehmt alles mit was ihr für eine 2-bis 3-wöchige Reise benötigen würdet. Dann packt ihr ein Drittel wieder aus und dann habt ihr das was ihr wirklich braucht. Ich zum Beispiel habe die „guten Schuhe“ nie gebraucht, ein Paar Vans für die Stadt und Reitschuhe für die Farm hätten vollkommen ausgereicht. Ihr solltet auch daran denken, dass ihr wahrscheinlich Kleidung vor Ort kaufen werdet. Dinge wie wasserdichte Schuhe, Regenjacke, Regenhose und einen dicken, warmen Hoodie kann ich allerdings empfehlen.
Ansonsten redet! Keine Angst vor falschen Wörtern/ falscher Grammatik! Es gibt nichts schlimmeres für eure Gastfamilie und auch für euch selbst, als schüchtern und leise zu sein. Ich war mir bei mir auch erst nicht sicher und im Endeffekt habe ich viel zu viel geredet, was aber gut ankam (vor allem bei meinem Gastvater). Es schadet auch nicht etwas über dein eigenes Land zu wissen, ob jetzt Politik, Gesellschaft, Arbeitsmarktverhältnisse, das Oktoberfest oder nicht-vorhandene-Geschwindigkeitsbegrenzungen auf deutschen Autobahnen – die Kanadier interessieren sich für alles.“
Ich denke nach Kanada zu reisen war eine der besten Ideen, die ich je hatte. Ich habe viele neue Leute und auch Freunde kennen gelernt und endlich die wunderschöne Natur Kanadas einmal live gesehen. Mein Englisch hat sich natürlich auch verbessert und ich habe auch keine so große Angst mehr davor etwas falsch auszusprechen oder direkt die kompletten Grammatikregeln zu vergessen – meistens wurde ich trotzdem verstanden.