Richtige Vorstellungen von der Arbeit hatte ich vor der Abreise nicht. Klar überlegt man sich, was man gerne machen würde (in meinem Fall Arbeit am Berg – egal was – in einem Skigebiet). Letztendlich kommt sowieso alles anders, als man denkt.
Für mich persönlich war es gut, nicht so festgefahren in meinen Vorstellungen zu sein, weil die Chance, sich selbst zu übertreffen dann viel größer ist! Ich wurde nicht enttäuscht! Über Kanada selbst hab ich relativ viel gelesen und bin genauso begeistert von diesem Land, wie es viele Autoren von Reiseführern auch sind.
Während der Zeit in Kanada war ich vogelfrei. Das Gefühl, nichts zu müssen, aber zu dürfen, und das über den Zeitraum eines ganzen Jahres war einfach spitze. Seine eigenen Pläne mir nichts, dir nichts über Bord zu werfen und sich neu zu orientieren, das ist ein ganz besonderes Erlebnis.
Je nach Job war mein Tagesablauf ganz unterschiedlich. In einem Jugendcamp, in dem ich als erstes gearbeitet habe, ging der Tag zwischen sieben und acht Uhr morgens los. Ich habe vor Ort gelebt und gearbeitet, weswegen Arbeit und Freizeit an einem Platz stattgefunden haben. Eine Mischung, die jeden Tag anders aussehen hat lassen. Beim Frühstück wurden wir den verschiedenen Aktivitäten zugeteilt, d. h. ich wusste vorher nie, wie mein Tag aussehen würde. In den beiden Restaurants, in denen ich später gearbeitet habe, ging der Tag ebenfalls früh los. Da stellte sich auch gewisse Routine ein und jeder Tag hat im Grunde den anderen geähnelt. Auf zwei Farmen, auf denen ich „gewwooft“ habe, war ich bereits um 6 Uhr im Stall. Schafe füttern bzw. melken (per Hand!!). Eine ganz tolle Erfahrung!
Im ersten Job war ich viel mit Kindern und Jugendlichen zusammen. Ich durfte Gruppenaktivitäten (Klettern, Kanufahren, Mountainbike-Fahren, Ziplining, Spiele, u. v. m.) leiten und habe so meine Angst, vor größeren Gruppen zu sprechen, weitestgehend begraben können. Ich hatte großen Spaß bei meiner Arbeit. Kochen hab ich auch gelernt. Den Umgang mit Tieren habe ich richtig genossen. Neben einem Schaf zu knien, es zu melken und noch im Halbschlaf den Kopf im Fell zu vergraben vermisse ich in meinem Alltag zu Hause ganz besonders!
Egal, wo ich hin kam, ich bin immer mit offenen Armen empfangen worden. Das war ein sehr schönes und beruhigendes Gefühl! Ich hatte noch nicht mal die Straßenkarte aufgeklappt, da bin ich schon gefragt worden, wo ich hin möchte, was ich suche, etc. Da stand dann schon mal ein Grüppchen Leute um mich rum, die mir alle helfen wollten! Eine sehr (gast-)freundliche, weltoffene, interessierte und liebenswürdige Bevölkerung, die Kanadier!
Meine Freizeit habe ich ganz unterschiedlich gestaltet. Im ersten Job habe ich mit meinen Kollegen (Camp) die Freizeit mit Gruppenspielen etc. verbracht. Oder einfach nur zusammengesessen und jeder hat sich selbst beschäftigt (lesen, sonnen, Computer, etc.). Die meiste Zeit beim Reisen war ich auch nicht allein, ich habe mit meinen Freundinnen die Gegend erkundet, bin ausgegangen oder wir haben einfach mal gemütlich einen Film geguckt! Im Winter war ich ein paarmal Ski fahren, wandern oder habe einen Schneemann-Bau-Wettbewerb mit meinen Mitbewohnern gemacht… Richtig bunt war mein Jahr!!
Es gab so viele schöne Momente: bei einer „Sunrise Ceremony“ der „Natives“ dabei zu sein und den Geschichten des Stammesältesten zu lauschen, bei der Geburt eines Lammes helfen, von Robbengeheule geweckt werden, der Besuch meines Bruders, eine Abschiedsparty, organisiert von meinen Freunden in Vancouver, von der Golden-Gate-Bridge spucken, wandern in den tollen Nationalparks, ohne avi einen Roadtrip machen (das fällt dann eher unter lustig)