Kurz vor der Reise war mein einziger Gedanke, dass ich vollkommen wahnsinnig geworden sein muss, mit 19 vollkommen alleine für ein Jahr zu verreisen – aber Abbruch kam nicht in Frage. Ich hatte mich ein bisschen informiert und wusste, dass ich die Ostküste genauso wie die Westküste sehen wollte. Ich hatte sehr viele wilde Vorstellungen über Dinge, die ich irgendwann in dem Jahr machen wollte.
In den Yukon reisen, die Nordlichter sehen, die Rockies hoch und runter reisen, auf einer Pferdefarm arbeiten, mit Schlittenhunden arbeiten etc. den finanziellen Aspekt habe ich dabei nicht wirklich gesehen. Auch im Hostel kochten wir ab und zu mit anderen Backpackern. Sonnen im Park, den Kensington Market besuchen, in Toronto einen Kaffee trinken, Roadtrips, snowboarden, im Meer schwimmen und surfen war natürlich drin. Während einem Roadtrip bin ich sogar auf einer „Kitchenparty“ auf Prince Edward Island gelandet, alle tanzten und machten Musik in der Küche. Das war einer der schönsten Momente auf meiner Reise, denn die Musikszene auf der Insel ist unglaublich groß und alle feierten bis die Sonne aufging. Unglaublich! Natürlich gibt es Hochs und Tiefs aber wenn ich zurückblicke, war die Zeit doch aufregend und lehrreich und sehr divers. Ein ganzes Jahr ist eine lange Zeit, aber im Großen und Ganzen bin ich wirklich sehr froh, den Schritt gewagt zu haben. Selbst ich merke, dass ich reifer geworden bin und so viel selbstständiger, obwohl ich schon zu Hause ausgezogen bin. Und natürlich nicht zu vergessen: All die Menschen, die ich treffen durfte, die Lebensweisen, die ich erfahren durfte und die Landschaften, die ich entdeckt habe. Es war eine gute Zeit.
Ich habe während meiner Zeit in Kanada verschiedene Jobs angenommen, um meine Reise zu finanzieren. In Toronto habe ich z. B. auf Hochzeiten gekellnert. Außerdem habe ich in einem Ski Resort in einer Bäckerei gearbeitet. Dort habe ich auch gelernt, in einem Team zu arbeiten, alles zu organisieren und habe einen Einblick in die Arbeitsweise der Kanadier bekommen. Als ich unterwegs war, habe ich verschiedene Städte besucht. Dort war ich auf Bauernmärkten, in netten Cafés und habe mir die Altstadt angesehen. Auch im Hostel kochten wir ab und zu mit anderen Backpackern.
Kanadier sind eher „passive“ und höfliche Leute und haben in dem Sinne tatsächlich sehr viel mit Briten gemeinsam. Daher kann es passieren, dass die Kanadier einen als ein wenig zu direkt empfinden oder gar als unhöflich, wenn man sagt, was man denkt. Nicht nur die Mentalität ist ein wenig anders, sondern auch das Essen, da das kanadische Essen sehr von den USA beeinflusst wird.
Ich bin sehr zufrieden und bereue kein Stück mein erstes Jahr alleine Reisen mit einer Organisation unternommen zu haben, allein für den „peace of mind“ hat es mir unglaublich viel geholfen. Außerdem bin ich sehr dankbar, dass die vielen verzweifelten Visumsfragen sehr geduldig beantwortet wurden. Das Team vor Ort und deren Hilfestellung haben mir geholfen, vor allem beim Bewerben.
Nach Kanada zu gehen war eine sehr gute Entscheidung. Ich hab sehr viel über mich, meine Macken und meine guten Seiten gelernt – auch wie man auf Leute zugeht oder wie man in schwierigeren Situationen handelt. Meine Reise hat mich weitergebracht, zwar weiß ich immer noch nicht, was ich beruflich machen möchte, aber ich habe auf der menschlichen Ebene riesengroße Schritte gemacht.