Da ich keinerlei Vorstellungen hatte was auf mich in Mexiko zukommen wird, habe ich mir auch keine großen Erwartungen gemacht. Natürlich liest und hört man allerlei über Mexiko in den Medien aber mehr Gedanken gemacht habe ich mir nicht vor meiner Abreise. Ich wollte offen und ohne Vorurteile nach Mexiko kommen und das Land mit eigenen Augen kennenlernen. Die Zeit während meinem Programm war zwar anders, als ich dachte, aber trotzdem war sie sehr schön. Ich wusste, dass aufregende 3 Monate auf mich zukommen würden- dass es aber so eine traumhaft schöne Zeit werden würde, hatte ich nicht erwartet.
Meine Unterkunft hat mir sehr gut gefallen und im Allgemeinen hatte ich kaum einen geregelten Tagesablauf, denn jeder Tag brachte neue Abenteuer mit sich, mit denen ich nicht gerechnet hatte. Doch in der Regel bin ich morgens mit einem Bus voller mexikanischer Marktfrauen und teilweise auch allerlei Tieren eine halbe Stunde zum Heim gefahren. Kaum hatte ich das Tor geöffnet, kamen auch schon 30 schreiende Kinder auf mich zugelaufen und ich war für die nächsten Stunden völlig gefangen von den wunderbaren Kindern. Es ist nicht so, dass einem gleich vom ersten Tag an gesagt wird, was zu tun ist. Doch das hat sich schnell gelegt, weil es immer viel zu tun gab: mit den Älteren habe ich Hausaufgaben gemacht, teilweise auch ein bisschen Englisch, Mathe und Deutsch beigebracht, mit den Mittleren habe ich hauptsächlich gespielt und die ganz Kleinen haben ständig Aufmerksamkeit und viel Zuneigung gebraucht oder eben eine neue Windel…
Alles in allem war ich für die Kinder da, egal was sie gerade gebraucht haben.
Auch wenn die Arbeit zum Teil anstrengend war, habe ich nichts lieber getan als im Heim zu sein, um den Kleinen den Alltag zu verschönern! Die Arbeit im Kinderheim hat mich um viele Erfahrungen reicher gemacht – der Umgang mit Kindern, egal welchen Alters, fällt mir nun sehr viel leichter. Außerdem habe ich gelernt selbstständiger zu arbeiten, eigene Ideen einzubringen und auch Verantwortung zu übernehmen für das, was ich tue. Doch am wichtigsten für mich sind die persönlichen Erfahrungen, die ich gemacht habe im Umgang mit den Kindern…
Ich habe eine völlig neue Welt und eine Lebensart und -weise, die sich von unserer komplett unterscheidet, kennengelernt. Die Kinder haben mir so viel beigebracht obwohl ich eigentlich diejenige sein sollte, die lehrt. Sie haben mir gezeigt, dass man auch ohne den materiellen Dingen und Luxus glücklich sein kann und sich an den kleinen Dingen des Lebens erfreuen soll.
Auch wenn die Arbeit zum Teil anstrengend war, gab es immer noch genügend Zeit, um viel zu unternehmen…An den Abenden war immer was los: Entweder wir gingen zusammen zum Essen, auf mexikanische Fiestas, ins Kino oder zum Salsa tanzen – ich kann mich an keinen Moment in meiner Zeit in Oaxaca erinnern, in der ich mich einsam gefühlt habe, denn für die Mexikaner gibt es das Wort „Alleinsein“ glaube ich nicht! An den Wochenenden haben meine Mitbewohner und ich immer Ausflüge und Kurztrips, z.B. nach Mexiko City, zum Strand oder in die umliegenden Bergdörfer gemacht. Auf diese Weise haben wir unglaublich viel zusammen erlebt und gesehen, langweilig war es auf jeden Fall nie!
Das Land Mexiko und seine Kultur haben mich vom ersten Moment an verzaubert. Ich habe noch nie eine so lebensfrohe und heitere Bevölkerung wie das mexikanische Volk kennengelernt! Die Einheimischen sind hilfsbereit, gut gelaunt und immer offen für Neues – schon nach ein paar Tagen in Oaxaca habe ich sehr viele Bekanntschaften gemacht, von denen einige zu engen Freunden wurden! Auch wenn die Unpünktlichkeit, das Unorganisierte und das allgemein herrschende Chaos teilweise sehr gewöhnungsbedürftig waren, kann ich mir nach den 3 Monaten dort kein schöneres Land als Mexiko vorstellen!
Es ist schwer aus 3 lustigen und schönen Monaten bestimmte Augenblicke hervorzuheben, jedoch ist mir ein Tag im Heim besonders in Erinnerung geblieben:
Ich saß mit 3 Kindern auf dem Schoß im Garten des Heims und habe spontan angefangen „La cucaracha“ zu singen. Daraufhin haben die Kleinen den ganzen Garten umgegraben, um Kakerlaken zum Spielen zu finden – sie wurden natürlich auch fündig, d.h. ich musste den ganzen Nachmittag lang mit Insekten spielen. Da in Oaxaca Heuschrecken als Delikatesse gelten, habe ich die Kinder gefragt ob sie das auch schon mal gegessen hätten. Diese Blicke werde ich wohl nie vergessen, die Kleinen haben mich angeschaut als ob ich verrückt geworden wäre und mich gefragt, wie denn Menschen auf die Idee kommen könnten „ihre Spielkameraden“ zu essen… Da musste ich schon ganz schön schmunzeln!
Alles in allem bin ich wirklich sehr zufrieden mit der Arbeit von wayers (ehem. Praktikawelten) – man konnte immer anrufen und alle Fragen wurden super beantwortet! Auch die Betreuer in Mexiko sind wirklich unglaublich nett und hilfsbereit. Ich konnte mit jedem noch so kleinem Problem zu ihnen gehen und mir wurde immer mit rührender Fürsorge geholfen. Sie haben sich einfach um alles gekümmert, uns immer geholfen Unterkünfte für unsere Wochenendreisen zu buchen oder uns Stadtpläne usw. besorgt.
Meine 3 Monate in Mexiko waren die schönste Zeit in meinem Leben, darum bereue ich die Entscheidung auf keinen Fall! Ich habe so viel gesehen und gelernt in dieser Zeit, sodass ich nun über viele Dinge ganz anders denke als vorher. Ich glaube schon, dass ich mich sehr verändert habe, jedoch meiner Ansicht nach zum Positiven: Ich bin verantwortungsbewusster, selbstständiger und habe gesehen, dass es im Leben auch anders laufen kann und dadurch habe ich die Kleinigkeiten im Leben wieder zu schätzen gelernt! Ich kann es also jedem nur empfehlen es mir nachzutun und für ein paar Monate ins Ausland zu gehen – danach ist man um viele Erfahrungen, Erinnerungen und Freunde fürs Leben reicher!
Ich kann zukünftigen Freiwilligen nur rate: Macht euch im Vorhinein nicht zu viele Gedanken, was euch erwarten wird-es kommt eh anders als ihr denkt! Seid einfach offen für Neues und lasst euch auf das mexikanische Leben ein – dann werdet ihr die schönste Zeit in eurem Leben haben!!“