Die ersten Tage waren für mich vom Gefühl her schon etwas komisch. Ich wusste, ich werde jetzt neun Monate unterwegs sein, auf mich alleine gestellt, ohne Freunde und Familie um mich herum. Das dachte ich zumindest damals. Denn Freunde habe ich dann natürlich auf der ganzen Reise gefunden. Und die Familien, bei denen ich gewohnt habe, waren dann meine Neuseelandfamilien. Außerdem trifft man auch immer mal wieder Backpacker, die schon länger dort waren und die einem dann auch noch Mut machten und Tipps gaben. Letztendlich geht es jedem gleich und jeder ist froh, mit anderen unterwegs sein zu dürfen.
Direkt vom Flughafen wurde ich von zwei Mitarbeiterinnen vom Team vor Ort empfangen. Diese haben uns dann alle zum Bus gebracht, der uns nur wenige Meter vom Hostel für die ersten Nächte wieder „rausschmiss“. Im Hostel waren dann erst mal alle froh nach über einem Tag unterwegs im Flugzeug eine Dusche zu bekommen. Durch die Zimmermitbewohner hatte ich dann auch gleich ein paar Leute kennen gelernt und zuerst einmal war eine kleine Auckland-Erkundung und natürlich Lebensmitteleinkauf angesagt.
Auckland selbst hat mir nicht so gut gefallen (ich stehe eher auf die Landschaften) und deshalb habe ich versucht, alles Organisatorische, wie Handyvertrag, Autokauf, Bankkonto eröffnen etc. schnellst möglichst hinter mich zu bringen, um die Stadt verlassen zu können. Für das ganze Organisatorische gab es auch gleich am zweiten Tag einen Vortrag vom Partnerbüro mit Tipps und Vorstellungen der Mitarbeiter, für was das Büro da ist, etc. Das war für den Anfang echt sinnvoll.
Meine neun Monate habe ich recht wechselhaft geplant. Beim Arbeiten habe ich immer darauf geachtet, dass ich unterschiedliche Jobs oder Wwoofing-Plätze finde: mit unterschiedlichen Aufgaben und natürlich auch an möglichst vielen unterschiedlichen Orten, in ganz Neuseeland verteilt. Zwischen dem Arbeiten gab es dann immer wieder verschieden lange Zeitabschnitte in denen das Hauptmerkmal dem Reisen galt. Insgesamt habe ich in neun Monaten vier Monate mit Arbeiten und Wwoofen verbracht. Außerdem habe ich mir noch eine Woche Fidschi und drei Wochen Australien zwischendurch gegönnt, welche von Neuseeland natürlich nur einen Katzensprung entfernt waren.
Meine Reisezeit habe ich dann meist vom vorherigen Arbeitsplatz geplant: Was gibt es zu sehen und zu erleben an welchen Orten und Plätzen. Die ganzen neun Monate waren der Wahnsinn! Meine Lieblingsorte waren Mount Cook, Abel Tasman, Catlins, Lake Taupo und der Tongariro Nationalpark.
Außerdem gab es so viele Leute aus der ganzen Welt, die ich kennen gelernt und zu denen ich heute noch Kontakt habe, was definitiv ein Highlight meines Neuseelandaufenthalts für mich darstellt! Aber jede einzelne Landschaft Neuseelands war der Wahnsinn: Meere, Seen, Berge und Gletscher; innerhalb nur weniger Kilometer Fahrt direkt nebeneinander liegend.
Ich glaube ich habe ganz Neuseeland gesehen. Die meiste Zeit war ich auf der Südinsel. Dort finde ich die Landschaft nochmals etwas vielfältiger als auf der Nordinsel und dort gibt es sooo viele wunderschöne Plätze: Zum Leute treffen, aber auch, um mal alleine zu sein und die Aussicht und den Sonnenaufgang zu genießen.
Ich war in Picton, Blenheim, Abel Tasman, Golden Bay, Karamea, die komplette Ostküste hinunter mit Westport, Punakaiki, Fox Gletscher, Lake Wanaka, Mt Aspirin National Park, Queenstown, Te Anau, Milford Sounds, Invercargill, die kompletten Catlins und Stewart Island, Dunedin, Lake Tekapo und Mount Cook, Christchurch, Kaikoura und vielen weiteren Orten.
Auf der Nordinsel war ich dann in Paihia, Russell und Cape Reinga. Natürlich in Auckland, dann der Halbinsel Coromandel, am Mount Maunganui und in Rotorua und anschließend am Mt Taranaki, Taupo, Napier, Hastings, Wellington. Zwischen den Städtchen gibt es natürlich auch immer etwas zu sehen.
Tipp: Anschluss zu finden ist in Neuseeland recht einfach. Jedem einzelnen im Hostel geht es so, dass er sich gerne mit anderen Reisenden unterhält und deren Geschichte hört. So ergeben sich dann auch Gemeinschaften, die Tagestrips oder mehrere Wochen zusammen planen und unternehmen.
Zudem war auch die Action ein Highlight: Skydive am Lake Taupo (ein Hammer Gefühl im Freefall durch die Luft zu fliegen; wahnsinniger Adrenalin-Kick!), Wasserrafting in Rotorua und dort den höchsten Wasserfall der Welt von sieben Metern mit einem geführten Rafting hinunter: Spaß pur! Aber auch die Arbeitsstellen, besonders in Familien, waren unvergesslich: Das Leben der Kiwis kennen zu lernen, Englisch zu sprechen, mit den Kindern zu spielen. Auch jetzt stehe ich noch in Kontakt mit ein paar Hosts von Wwoofing-Plätzen.
Darüber hinaus gab es natürlich noch ganz viele andere Dinge, die ich nicht mal in einem zehn Seiten Aufsatz aufzählen könnte.
Bei Fragen und Problemen bekam man per Telefon immer freundliche und hilfsbereite Mitarbeiter an den Hörer und per Mail kam immer schnelle Antwort zurück. Es wurde alles verständlich und zur Not auch zwei oder drei Mal erklärt, wirklich freundliche Mitarbeiter. Auch die Reiseunterlagen wurden zeitlich perfekt gesendet.
Die Mitarbeiter des Partnerbüros waren sehr freundlich. Egal an welchem Ort in Neuseeland ich mich befunden habe, konnte ich jederzeit mit allen möglichen Fragen eine Mail an die Mitarbeiter schreiben. Und innerhalb eines Werktages kam dann auch schon die Antwort. Auch wenn man selbst denkt, die Frage sei total bescheuert, die Mitarbeiter bemühten sich stets um eine genaue und hilfreiche Antwort. Auch bei Angelegenheiten, mit denen sie zum Beispiel selbst nicht täglich zu tun haben und mit anderen Büros Kontakt aufnehmen mussten, um die Antwort zu bekommen, waren sie sehr engagiert und hilfsbereit.
Die Entscheidung für mein großes Auslandsabenteuer in Neuseeland war auf jeden Fall die richtige! Die Vielseitigkeit von Neuseeland hat mich manchmal wirklich umgehauen. Ich war und bin bis heute total fasziniert davon. Ich würde sofort wieder den Flug auf mich nehmen und nach Neuseeland gehen. Ich bin an so vielen Situationen über mich hinaus gewachsen, wo ich sagen kann, ich bin stolz auf mich. Ich habe mich selbst besser kennen gelernt und bin viel selbstständiger und sicherer geworden. Auch Dinge wie organisatorische Aufgaben fallen mir jetzt auch in Deutschland leichter.
Außerdem wurde ich viel offener für andere Länder, Kulturen und Menschen. Durch die Gespräche und Reisen mit Backpackern aus aller Welt lernt man so viele Dinge dazu, die einfach wissenswert und interessant sind.
Auch meine Reise fand ich perfekt! Klar läuft einem auch mal etwas über den Weg, was nicht so geplant war, wie ein Autounfall oder ähnliches. Auch das Wetter können wir nicht regulieren. Aber an jedem Ort gibt es Aktivitäten für jede Wetterlage. Und zur Not bleibt man eben mal einen Tag länger an einer Stelle.
Ich weiß, jeder Anfang ist schwer. Und vor einem Jahr hätte ich selbst nie gedacht, dass ich meinen Aufenthalt verlängere und selbst dann gerne noch dort bleiben würde. Und vor ein paar Jahren hätte ich erst recht niemals gedacht, dass ich sowas mal machen würde. Nach meiner Entscheidung ins Ausland zu gehen, hat jeder gemeint, dass das echt mutig ist. Und ich glaube das war es auch. Egal, wie viele Monate man unterwegs ist, man ist ein Stück weit auf sich alleine gestellt. Freut euch einfach aufs Ausland, die andere Kultur, die super freundlichen Menschen dort und das Abenteuer!