Bei meinen Gasteltern habe ich mich wie zuhause gefühlt. Ich habe jeden Tag Neues erlebt, war in endlosen und traumhaften Wäldern ausreiten, habe von meiner Gastmutter viel über die Ausbildung von Pferden gelernt und viele neue Leute kennengelernt. Ich habe eine sehr gute Freundin gefunden, die mir Kanada außerhalb der Ranch gezeigt hat und mit der ich rund um die Uhr Spaß hatte.
Mein Tagesablauf sah so aus: Morgens um 8 Uhr habe ich die Esel in den Auslauf und die Miniponys auf die Weide gebracht. Dann habe ich die Stallkatzen gefüttert und die große Herde von der riesigen Weide in den Corral geholt. Danach habe ich meiner Gastmutter mit ihren Kutschpferden, die sie auf Turnieren vorstellt und auch den anderen Pferden im Beritt geholfen. Hier habe ich viel Neues über das Kutschefahren, den Umgang und die Ausbildung von Pferden gelernt, was ich sehr interessant fand. Mittags gab’s Lunch in Form eines Burger und danach war ich meist mit Leuten, die dort auf der Ranch ihr Pferd hatten, ausreiten.
Ich kannte vor Kanada nur die reiterliche Ausbildung von Pferden. Hier habe ich das Kutsche fahren gelernt und Neues zu meinem Wissen über die Ausbildung eines Pferdes hinzufügen können. Ich finde, ich habe mich selbst stark entwickelt. Ich glaube das alleine ins Ungewisse reisen hat mich unglaublich selbstständig und stark gemacht. Und auch, wenn mal irgendwie etwas nicht so ist, wie man es sich wünscht oder vorgestellt hat, habe ich gelernt weiter positiv in die Welt zu sehen.
Ich war oft mit meiner Freundin und anderen Leuten im Wald ausreiten. Ein freies Wochenende gibt es auf der Ranch nicht. Die Pferde wollen auch da versorgt werden. Ein paar Mal war ich bei meiner kanadischen Freundin und ihren Eltern in der Stadt und wir waren im Kino, gingen essen, haben uns den Ort Kamloops angeschaut, waren shoppen und auf einer Graduationparty. Da ich auf der Ranch überwiegend nur erwachsene Leute um mich herum hatte, war es sehr schön durch meine Freundin weitere kanadische Jugendliche kennenzulernen und mit ihnen feiern zu gehen. Einmal waren wir für ein paar Tage in Vancouver und haben uns die Großstadt angeschaut und hatten dort ebenfalls eine unvergessliche Zeit.
Mit der fremden Kultur bin ich sehr gut zurechtgekommen. Zu den Einheimischen hatte ich einen sehr guten Kontakt. Die Kanadier sind sehr gelassen. Trifft man sich um 6 Uhr, kommen sie um halb sieben, vielleicht auch halb 8 oder gar nicht. Auf dem Land kennt man jeden Nachbarn und es herrscht ein großer Zusammenhalt. Geht es um Eishockey, schaltet sich der kanadische Verstand aus und ich kann mir kein Land vorstellen, das mehr für sein Team mitfiebert als Kanada. Die Menschen sind sehr aufgeschlossen für andere Kulturen und ich hatte sehr viel Spaß dabei, mich mit all den Menschen, die ich getroffen habe, über Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Deutschland und Europa generell zu Kanada und den USA zu unterhalten.
Es gibt so wundervolle Momente, ich kann sie nie im Leben alle aufzählen. Als ich am ersten Tag auf die Weide ging, hat mich ein hellbrauner Wallach begrüßt und ist mir die ganze Zeit gefolgt und wollte kuscheln. Von da an habe ich mich um ihn gekümmert und mit ihm so oft es ging trainiert, da er noch nie einen Sattel oder eine Trense getragen hatte. Auf den Ausritten gab es auch immer sehr lustige Situationen, zum Beispiel als meine Freundin von ihrem Pferd abstieg um ein Foto zu machen und sich das Pferd schnurstracks auf den Heimweg gemacht hat… ohne Reiter!
Ich könnte natürlich jetzt weiter erzählen, aber das waren nur zwei Tage und ich war zwei Monate in Kanada, ich habe unglaublich viele tolle Momente gehabt.
Es war die beste Entscheidung meines Lebens, diesen Aufenthalt zu machen. Ich habe neue Freunde gefunden, mehr über Pferde gelernt, mein Englisch verbessert und einfach eine unglaubliche Zeit gehabt.
Ein Tipp für alle: Nehmt Klamotten mit, die man alle zusammen in die Waschmaschine werfen kann.