Als ich Anfang August im Flugzeug auf dem Weg zu meiner einmonatigen Reise nach Südafrika saß, war mir noch nicht ansatzweise bewusst, auf was für ein einmaliges und prägendes Abenteuer ich mich eingelassen hatte.
Meine Reise begann jedoch erst einmal an einem kleinen Flughafen in Hoedspruit, der etwa eine Flugstunde von Johannesburg entfernt war. Dort hatte ich zunächst zwei Stunden Aufenthalt, da ich auf die anderen Teilnehmer wartete, bevor wir gemeinsam zu unserem Camp gebracht wurden. Nach einer etwa eineinhalbstündigen Fahrt mit kurzem Zwischenstop in einem Supermarkt waren wir endlich da. Auf dem Weg zum Camp hatten wir Teilnehmer bereits die Gelegenheit, einander kennenzulernen, was vor allem für mich als Alleinreisende eine Erleichterung war.
Nach einer kurzen Einweisung und Einteilung in die Zimmer, die zwischen geschlechter-getrennten oder auch gemischten Zimmern variierten, gab es Abendessen. Anschließend fanden wir uns mit unserer Gruppe, bestehend aus 20 Freiwilligen und unseren beiden Camp Managern gemeinsam am Lagerfeuer ein. Das war der Moment, in dem wir alle realisierten, dass wir wirklich mitten im afrikanischen Busch waren und dieses abgeschiedene Camp direkt am Olifant-River unser Zuhause für die nächsten Wochen oder sogar Monate sein würde. Der erste Abend galt dem gegenseitigen Kennenlernen. Ich hatte das große Glück, in einer sehr durchmischten Gruppe gelandet zu sein. Das Alter variierte zwischen 17 und 65 und auch unsere Wohnorte reichten von den USA über Mexiko, Kanada, Italien, England und natürlich Deutschland. Doch dies hat nur mehr dazu beigetragen, dass unsere Gruppe nach einigen Tagen zu einer kleinen Familie wurde.
Am nächsten Morgen ging der Camp-Alltag los: An den meisten Tagen fuhren wir auf zwei sogenannte “Transects”, was bedeutete, dass wir bestimmte Wege abfuhren und dort die Tiere zählten und Angaben zu ihren Geschlechtern, ihrem Alter und den GPS-Daten ihres aktuellen Aufenthaltsortes dokumentierten. Auch das Einsammeln von Kameras, die in dem Reservat verteilt waren, zählte zu unseren Aufgaben. Hierbei tauschten wir die benutzten gegen neue SD-Karten und wechselten Batterien. Die Bilder der gesammelten SD-Karten wurden dann zurück im Camp am Computer gesichtet und in eine Datenbank eingetragen.
Außerdem gab es regelmäßige “Bush cleaning” Einheiten, in denen wir Aufgaben erledigten, die zur Instandhaltung der Natur dienten. Hierunter zählte das Beseitigen von Kakteen, um ihre Ausbreitung zu verhindern, das Ausbessern von Wegen oder auch das Zurückschneiden und Entfernen von Bäumen, die von Elefanten auf die Wege geworfen wurden.
Zwischen diesen auf den Vor- und Nachmittag verteilten Aktivitäten hatte jede Gruppe, in die wir zuvor eingeteilt worden waren, eine tägliche Verantwortung wie zum Beispiel das Kochen, den Abwasch machen, Daten in den Computer übertragen oder das Camp in Ordnung halten. Bei all diesen Aufgaben darf nicht vergessen werden, dass wir uns ständig mitten im südafrikanischen Busch befanden. Hausbesuche von Antilopen und Affen standen also an der Tagesordnung, sodass es auch einmal dazu kam, dass die Affen sich an unserem Brot und Obst bedienten, da jemand das Fenster zur Küche versehentlich aufgelassen hatte.
Das waren aber natürlich nur einige der vielen unglaublichen Tiere, die wir aus der Nähe betrachten konnten. Auch Elefanten ließen sich nicht davon abhalten, mit ihren Stoßzähnen die Elektrozäune, die das Camp umgeben, herunter zu reißen. Dementsprechend war der Schock groß, als ich bei einem unserer abendlichen Lagerfeuer mitten in ein Gespräch vertieft hoch blickte und zehn Meter entfernt, direkt vor unserer Zimmertür ein ausgewachsener Elefant stand. Obwohl uns schnell klar gemacht wurde, dass dies ernstzunehmende Situationen sind, habe ich mich nie unsicher gefühlt, da unsere beiden Campleiter mit viel Erfahrung und Ruhe handelten und wussten, wie sie die Camp Teilnehmer und die Tiere unverletzt aus teilweise sehr brenzligen Situationen befreien konnten.
In meinen vier Wochen in Südafrika jagte ein Highlight das andere. Besonders erwähnenswert sind jedoch unsere regelmäßigen Ausflüge zu einer Brücke, die über den Olifant-River verlief. Diese war nicht weit von unserem Camp entfernt und wurde von Güterzügen befahren. Den Sonnenuntergang von dieser Brücke aus zu schauen war jedes Mal aufs Neue magisch, besonders wenn man auf die Brücke kletterte und von dort Elefanten beobachtete, die den Fluss überquerten.
Die erste Löwensichtung war in unserer Gruppe ein besonders aufregender Moment, was unter anderem daran lag, dass sie zwei Wochen auf sich warten ließ. Das machte es aber noch besonderer und vor allem das Beobachten von Löwenjungen oder einem Rudel Löwen, das eine Antilope verspeiste, war ein absolutes Highlight meiner Reise.
Kaum etwas toppt jedoch die überraschenden Sichtungen, die bei der direkten Lage am Fluss des Camps nicht ausbleiben. Ich erinnere mich noch gut an den Moment, als meine Gruppe nach dem Abendessen den Abwasch erledigte und ein anderes Gruppenmitglied in die Küche gerannt kam, um uns zu berichten, dass ein Nilpferd gerade am Fluss entlang ging. Natürlich ließen wir das Geschirr sofort liegen und rannten raus, um dann nicht nur eins, sondern zwei Nilpferde direkt an uns vorbeilaufen zu sehen.
Auch meine erste und einzige Sichtung eines Leoparden, die nicht auf einem der Kamerabilder war, fand in der Sitzecke mit Blick auf den Fluss statt. Der Moment, als der Hund des Camp Managers anschlug und dieser wenig später die Worte „Leopard“ fielen ließ und hinunter an den Fluss zeigte, werde ich nie vergessen.
Auch die Freizeitmöglichkeiten kamen neben der Arbeit nicht zu kurz. Das Camp ist mit einem gekühlten Pool ausgestattet, der sowohl nach körperlicher Arbeit in der Hitze, als auch für abendliche Pool-Partys gerne in Anspruch genommen wurde. Andere Möglichkeiten waren das Spielen von Gesellschafts- und Kartenspielen, Lesen und besonders Hunde-Kuscheln.
An den Wochenenden arbeiteten wir nicht und konnten uns entweder dafür entscheiden, den Tag im Camp am Pool zu verbringen oder einen der vielen Wochenend-Trips zu buchen. Man konnte hier zum Beispiel zwischen einer Safari Tour durch den erweiterten Krüger Nationalpark, einer Panoramatour, einem Besuch in einem Rehabilitations-Center und vielen mehr wählen. Wer nach Wochen nur in der Natur mal etwas anderes sehen möchte, dem kann ich den Town Trip nach Hoedspruit empfehlen. Dort bekommt man sogar ein wenig von der südafrikanischen Kultur zu sehen und mit etwas Glück findet einer der Märkte statt.
Es gäbe noch vieles mehr zu erzählen, aber ich bin der Meinung, jeder sollte diese Erfahrungen für sich selbst machen. Auch das Alleinreisen hat kein Problem dargestellt, da man spätestens bei der Ankunft am Flughafen Anschluss findet. Ich kann dieses Programm nur empfehlen, da ich nicht nur mit vielen neuen Freundschaften mit Menschen aus aller Welt nach Hause gehe, sondern auch dem dringenden Wunsch, bald nach Südafrika zurückzukehren.