Ich habe versucht mir keine genaue Vorstellung zu machen, um nicht enttäuscht zu werden. Mein Motto lautete: „Das wird ein riesengroßes Abenteuer“ und das reicht vollkommen als Vorstellung. Und eine Enttäuschung gibt es dann unter Garantie nicht!! Natürlich habe ich im Lonely Planet gelesen und mir Dokumentationen über Neuseeland im Fernsehen angeschaut, aber bei mir könnte ja alles ganz anders werden… Ein anderes Land ist halt anders. Die Leute sind anders, die Landschaft ist anders, die Tierwelt ist anders. Ich musste mich am Anfang erst daran gewöhnen. Jeder macht unterschiedliche Erfahrungen und niemand kann einem alles voraussagen, was man so für Menschen treffen wird. Meine Gastfamilie war schon speziell. Doch auch dort konnt ich mich nach einiger Zeit zu Hause fühlen. Auch Fotos können einen guten Einblick geben, aber wenn man dann wirklich dort ist, hat mich das immer wieder umgehauen. Unbeschreiblich schön, das kann man sich gar nicht vorstellen!
Morgens kam meine kleine Gastschwester so gegen 8:00 Uhr auf mein Bett gehüpft. Dann habe ich oder einer meiner Gasteltern Frühstück gemacht. Ich jedenfalls war immer für den Tee verantwortlich. Vormittags habe ich mit meiner Gastschwester gespielt und auf sie aufgepasst. Wir waren im Garten, haben Fahrradfahren geübt oder ich habe sie auf ihrem Pony über die Farm geführt. Nach dem Mittagessen hat sie einen Mittagsschlaf gemacht. Währenddessen bin ich mit meiner Gastmutter geritten. Dann haben wir meistens in Teamarbeit das Abendessen gekocht, das es so gegen 18:00 Uhr gab, wenn mein Gastvater vom Melken wiederkam. Um 19:00 Uhr war Bettgehzeit für meine Gastschwester, und wir Erwachsenen haben fernseh geschaut oder am PC die Mails gecheckt. Der Tagesablauf richtete sich immer nach den Terminen meiner Gasteltern. So waren wir oft im Auto unterwegs und ich habe so auch viel von der Gegend um Taupo gesehen. Jedes zweite Wochenende musste ich melken. Dann ging es früh raus, so gegen 5:30 Uhr. Und nachmittags dann noch mal um 15:00 Uhr. Melken war eine gute Erfahrung. Man lernt es unglaublich schnell und ich habe festgestellt, das Kühe echt tolle Tiere sind.
An Erfahrung gab es viel zu sammeln. Angefangen von dem Umgang mit verschiedenen Tieren, wie Kühen, Bullen, Kälbern, aber auch Stuten, Hengsten und Fohlen, Haus- und Farmhunde, Ziegen und Schafe. Ich habe einige einfache Gerichte kochen gelernt und wie man ein Gemüsebeet anpflanzt, auch wenn die Schafe es anschließend aufessen. Das Autofahren war auch sehr spannend, denn es ist schon ein Unterschied, ob man auf einer asphaltierten Straße unterweg ist oder auf den Weiden. Zusätzlich zum Autofahren habe ich noch Motoradfahren und Traktorfahren gelernt. Und natürlich auch Melken.
Eine andere Art von Erfahrung waren die Begegnungen mit Menschen. So weiß ich jetzt, dass man nie aufgeben sollte, um einen Menschen zu verstehen. Dass man keine Scheu davor haben muss, sich an andere Menschen zu wenden, wenn man Hilfe braucht. Und dass man andere Menschen manchmal einfach so akzeptieren sollte, wie sie sind. Die Kiwis sind anders, eine Mischung aus ganz verschiedenen Kulturen. Leider hatte ich nicht so viel mit Maoris zu tun. Aber generell habe ich nur gute Erfahrungen mit den Neuseeländern gemacht. Vielleicht liegt es daran, dass dort einfach nicht so viele Menschen leben. Sie sind hilfsbereit, freundlich, interessiert und aufgeschlossen. Auf den ersten Blick können sie sehr europäisch wirken, aber sie sind doch anders. Meine Gastfamilie insbesondere. Es hat mich einige Zeit gekostet bis ich wusste, dass meine Gastfamilie versucht mir zu sagen, dass sie mich mag.
Auf der Farm verlief Freizeit und Arbeitzeit Hand in Hand. Wenn meine Gastfamilie irgendetwas unternommen hat, dann bin ich mit. So habe ich Wasserski fahren gelernt, war in Auckland bei den Großeltern, in der Stadt usw. Natürlich war ich aber auch dann immer noch irgendwie Babysitter für Grace, meiner kleine Gastschwester. Und wenn ich Neuseeland bereist habe, so war alles Freizeit. Ich habe auch einiges mit anderen Backpackern unternommen. Diese kamen aber aus verschiedenen Nationen. Besonders das gemeinsame Kochen fand ich immer klasse. Meine beste Neuseeland-Freundin habe ich auf dem Hinflug kennengelernt und wir haben uns über die 9 Monate immer wieder getroffen und haben Sachen gemeinsam unternommen, wie einen Campingtrip um die East Coast der Nordinsel oder auch Wellington haben wir gemeinsam unsicher gemacht.
Es gab echt viele schöne Momente. Zum Beispiel der Sonnenaufgang am Eastcape, Tongariro Crossing, Copland Track, Mount Cook Village war mit der schönste Ort, der perfekte Tag in Wellington mit einem freien Haarschnitt und einem Klavier an der Waterfront, Ausritte auf der Farm, Fohlengeburt, Northland mit meiner Gastfamilie, Camping im Horsetruck, White Water rafting in Rangitata. Lustig waren auch gemütliche Abende mit anderen Backpackern im Hostel.
wayers war immer gut zu erreichen, alle waren hilfsbereit und kompetent. Besonders gut fand ich den Einsatz, als ich mir nicht sicher war, ob mein zweiter Vorname auf dem ausgedrucktem Visum erforderlich sein würde um einreisen zu können. Durch eine Email-Adresse, die mir per Mail zugeschickt wurde, konnte ich mir ein Telefonat nach Neuseeland ersparen.
Es war eine gute Entscheidung, solch einen Auslandsaufenthalt zu machen! Ehrlich, ich glaube kaum, dass es da eine andere Antwortmöglichkeit gibt. All die Erfahrungen, die Herausforderungen haben mich weitergebracht. Ich weiß jetzt, was ich studieren möchte, auch wenn das nicht direkt etwas mit Neuseeland zu tun hat. Ich habe viele nette Menschen kennengelernt, Abenteuer erlebt und viele Dinge gelernt. Wenn ich es nochmal machen könnte, ich würde es wieder tun.
Versucht die entlegeneren Orte zu besuchen. Klar, die Highlights Neuseelands sind auch toll, aber am meisten Staunen konnte ich über die Geheimtipps von Ortsansässigen. Laufen ist das beste Fortbewegungsmittel in Neuseeland. Man sieht viel mehr, hat mehr Zeit und kommt in Kontakt mit der Umwelt.