Auch wenn man versucht sich möglichst keine genauen Vorstellungen von dem Ganzen zu machen und erst recht keine besonderen Erwartungen zu haben, lässt sich das letztendlich nicht vermeiden. Und so bin ich mit gemischten Gefühlen aus Vorfreude auf das Unbekannte, aber auch der damit verbundenen Angst, nach Ghana geflogen. Es war nicht nur sehr schön in Ghana, man kann sagen es war die bisher schönste Zeit in meinem jungen Leben. Ich hätte nicht gedacht, dass mich diese Zeit so unglaublich prägen wird. Ich hab mir zwar gedacht, dass mir die Kinder im Projekt sehr ans Herz wachsen werden, aber dass mir der Abschied nach fünf Monaten so schwer fallen wird, hätt ich nicht gedacht…da ist die ein oder andere Träne am letzten Tag doch gekullert! Besonders sind mir auch die Leute, mit denen man Tag und Nacht zusammen ist ans Herz gewachsen.
Mein Tagesablauf hat sich über die fünf Monate etwas geändert, da ich in zwei Projekten war. Mein eigentliches Projekt hatte gerade Ferien als ich angekommen bin und weil ich nicht gleich in der Anfangszeit reisen gehen wollte, bin ich vorerst in ein anderes Projekt gekommen. Wir mussten morgens gegen halb 7 losfahren, damit wir gegen sieben Uhr im Projekt waren. Zuerst haben wir die kleineren Kinder gewaschen, weil Hygiene gerade im Waisenhaus sehr wichtig ist, wenn die Kinder ständig in einem Raum zusammen sind. Danach haben wir meistens beim Essen kochen geholfen. Wir haben dann mit den Kindern gemalt und gebastelt oder, was sie meistens am besten fanden, Fußball oder Volleyball gespielt. Wir sind immer relativ früh nach Hause gekommen, da wir im Projekt ja schon zu der Frühschicht da sein mussten. Wir haben dann meistens erst einmal zusammen gekocht oder, wenn wir darauf mal keine Lust hatten, gab es noch die Möglichkeit typisch ghanaisches Essen von den Straßenständen direkt bei unserem Haus zu kaufen. Den restlichen Tag konnte man entweder an den Strand fahren oder man ist im Haus geblieben, hat sich dort gesonnt, oder einfach mit anderen Freiwilligen zusammengesetzt, gespielt und geratscht. Abends saß man oft einfach auf der Terrasse und hat sich unterhalten oder etwas zusammen gespielt. Besonders abends waren einige auch oft draußen auf der Straße vor unserem Haus bei den Einheimischen, wodurch sich nach und nach auch Freundschaften entwickelt haben und man so der ganzen Kultur näher gekommen ist. Am Wochenende konnte man dann auch nach Accra fahren um zum Beispiel ins Art Center zu gehen. Außerdem sind wir oft feiern gegangen, entweder in eine Bar oder auch mal in einen Club in Accra. Da lernt man richtig die Freude der Ghanaer am Tanzen kennen, aber man muss sagen – sie haben es einfach im Blut!
Grundlegend hat sich mein Tagesablauf auch nicht verändert, als ich dann in mein ursprüngliches Projekt gewechselt hab. Außer, dass ich nicht mehr so früh aufstehen musste, aber dafür auch später nach Hause gekommen bin. Da es eine Schule war, haben sich meine Tätigkeiten auch geändert, ich war von da an nicht nur für die Betreuung der Kinder zuständig, sondern ich habe beim Unterrichten assistiert, ab und zu auch mal alleine eine Klasse übernommen. Da die Kinder noch sehr jung waren (zwischen 1 und 8 Jahren) und die Schule auch generell eher klein war, war es sehr angenehm dort zu arbeiten und man konnte sehr schnell zu den einzelnen Kindern eine Bindung aufbauen. Das tolle war, dass man am Wochenende viel reisen konnte oder auch mal unter der Woche frei bekam um größere Reisen zu unternehmen. Ich hab in den fünf Monaten wirklich viel von dem Land gesehen! Ich hatte noch dazu das Glück, dass ich auf einer Verlobungsfeier und einer Hochzeit eingeladen war. Auch der Kirchenbesuch war hier richtig schön. Meine Tätigkeiten in Ghana haben mir wirklich gut gefallen…es braucht glaube ich bei allem etwas Zeit sich ganz einzugewöhnen, doch wenn man das geschafft hat, will man wirklich nicht mehr weg! Die wichtigste Erfahrung, die ich in der Zeit gemacht hab, ist die, dass es unglaublich leicht ist einem Kind eine Freude zu machen. Es braucht nur Kleinigkeiten und Kinder fangen an zu lachen. In beiden Projekten hab ich gemerkt, dass fast allen Kindern Jemand fehlt, der ihnen Aufmerksamkeit schenkt. Die Kinder sind sehr anhänglich, sobald du sie auf den Arm nimmst oder sie sich auf deinen Schoß setzten dürfen, sind sie einfach glücklich. Das war wirklich das schönste, was ich in dieser Zeit erlebt hab! Natürlich hab ich auch praktisch viele Erfahrungen gemacht, da ich sowohl beim Unterrichten geholfen habe, als auch selber ab und zu vor der Klasse stand, lernt man wie man mit den Kindern am besten umgeht. Was sich jedoch als sehr schwer erwiesen hat, da die Lehrmethoden in Ghana Größtenteils doch noch sehr rückständig.
Ich finde schon, dass ich einen kleinen „Kulturschock“ hatte. Man kann sich nicht drauf vorbereiten, was einen erwartet. Man wird in dieser Zeit vieles sehen! Doch genau das macht die Zeit in Ghana so prägend. Die Menschen waren sehr offen und freundlich. Die Kultur in Ghana ist gewöhnungsbedürftig. Manche Sachen mögen uns als “ Europäer“ etwas fraglich erscheinen, aber wenn man allem mit einer gewissen Toleranz entgegentritt, hat man keine Probleme mit dieser Kultur klarzukommen und sie schätzen zu lernen!
Man hat eigentlich immer alles zusammen mit anderen Freiwilligen gemacht. Es war wirklich schön, weil man immer jemanden gefunden hat mit dem man was unternehmen konnte. Abends saßen wir oft einfach alle zusammen auf unserer Terrasse und haben uns über alles Mögliche unterhalten oder gemeinsam was gespielt. Oft sind wir auch rausgegangen auf die Straße, um uns mit den Einheimischen zu unterhalten, wo sich dann nach und nach auch echte Freundschaften entwickeln haben. Am Wochenende sind wir häufig in einen Pub bei uns in der Nähe gegangen.
Einer der schönsten Momente war der „Project Day“ – ein Tag an dem alle drei wayers-Home gemeinsam ein bestimmtes Projekt neugestalten. Ich saß im Bus und alle Kinder haben mich gesehen, sind hergerannt und haben „Madame Stephanie“ geschrien und sind mir um den Hals gefallen. Es war wirklich rührend und es hat mir sehr viel bedeutet, dass die Kinder sich so gefreut haben mich wiederzusehen. Es zeigt einem, dass man irgendetwas richtig gemacht haben muss in der Zeit, die man mit ihnen verbracht hat und etwas bewegt hat… ein tolles Gefühl!
Was mir bei der Organisation meines Auslandaufenthaltes gut gefallen hat, dass man auf jede Email immer schnell eine Antwort von wayers erhalten hat. Ich hatte auch nie das Gefühl, dass meine Fragen lästig sind, sondern dass sie gerne beantwortet wurden! Auch am Telefon oder bei jeglichem Schriftverkehr hab ich stets sehr freundliche Antworten erhalten. Mit der Betreuung vor Ort in Ghana war ich komplett zufrieden. Alle Koordinatoren waren unglaublich nett und hilfsbereit. Alle Probleme, die es im Haus oder in den Projekten gab, wurden sofort in Angriff genommen und versucht zu klären. Man hat ihnen angemerkt, dass ihnen der Job sehr viel Spaß macht und sie sich sehr bemühen. Ich hatte immer das Gefühl, dass ich zu ihnen kommen kann… ein wirklich nettes und liebes Team in Ghana!
Es war die beste Entscheidung, die ich je getroffen habe. Diese fünf Monate haben mich wirklich sehr geprägt. Ich hab nicht nur viel über das Land, die Kultur und die Leute gelernt, sondern auch viel über mich selbst. Ich werde so viel aus dieser Zeit mitnehmen und bin so froh, dass ich genau dieses Programm in Ghana gemacht habe. Wichtig ist die nötige Toleranz für eine fremde Kultur mitzubringen. Die Menschen dort leben und denken einfach anders als wir Deutschen und das sollte man auch so akzeptieren.