Ich hatte keine Vorstellungen und keine Erwartungen als ich hinging. So finde ich reist man am besten. Man ist für alles offen und bereit aber man kann nur noch überrascht werden.
Ich fand unsere Arbeitsstunden etwas zu kurz. Ich war auf harte Arbeit eingestellt und wir mussten eigentlich dann nur 4 Stunden arbeiten. Das fand ich etwas schade und habe dann einfach entschieden länger zu bleiben obwohl das nicht direkt von mir verlangt wurde. Ich war dann ab einer bestimmten Zeit bis zu 7 Stunden in der Schule. Man hat aus der Zeit gemacht was man wollte, also war es für jeden unterschiedlich. Manche haben mehr und manche weniger gearbeitet. Die Freizeit die wir hatten war zwar schön, aber ich war da um zu arbeiten und nicht am Strand zu liegen. Was ich anfangs auch schwierig fand ist, dass ich eigentlich zum Unterrichten da war, obwohl ich mich für die Option Sozialarbeit/Social Care eingeschrieben hatte. Die Schulen in Ghana nehmen dann einfach an, dass man eine ganze Klasse unterrichten kann. Ich habe meinem Direktor einfach gesagt ich würde gerne mit den Jüngsten arbeiten aber das ist wiederum ebenfalls für jeden Teilnehmer anders.
Mein Tagesablauf war folgender: Nach dem Aufstehen gab es Frühstück, dann bin ich ins Projekt gefahren. Später wurde ich von einem Schulbus abgeholt und ins Projekt gefahren. Ich hab den kleinen Kindern aus dem Bus geholfen und habe sie ins Klassenzimmer gebracht. Da wurden sie umgezogen (sie waren alle nur zwischen 1 und 3 Jahre alt), damit sie ihre Schuluniform nicht zu dreckig machen konnten. Dann wurde erst gesungen und getanzt, jeden Morgen dieselben Lieder, damit die Kinder sich die Lieder einprägen konnten. Dann wurde das Schreiben, Zählen oder das ABC geübt. Obwohl die Kinder so jung sind lernen sie schon sowas. Danach gab es eine Pause, da hatte ich meistens ein Auge auf die Jüngeren, da sie manchmal beim Spielen ein bisschen außer Kontrolle geraten. Meistens habe ich dann auch der Frau meines Direktors beim Kochen und Verkaufen von Essen geholfen. Nach der Pause musste ich immer das Essen für meine Kinder in der Küche holen und austeilen. Kleinkinder und Reis, ist nicht die beste Kombi also hatte ich natürlich auch immer viel zum Putzen wenn sie fertig waren. Wenn der Raum sauber war wurden Strohmatten ausgelegt und es gab einen Mittagsschlaf. Während meine Kinder geschlafen haben, half ich der Köchin das Essen den restlichen Schülern auszuteilen. Über 250 Schüler! Wenn die Mittagspause zu Ende war, hatte ich auch Zeit Pause zu machen, bis die Kinder mit ihrem Mittagsschlaf fertig waren. Die Schuluniform wurde ihnen dann wieder angezogen und dann ging es ab in den Schulbus. Ich weiß nicht, wie viel die Arbeitserfahrungen in Deutschland bringen, da das Leben und Arbeitseinstellung einfach sehr verschieden ist. Aber an sich die Erfahrung im Ausland und in einem Land wie Ghana zu arbeiten, ist einfach unersetzbar und unvergleichbar. Ich habe gelernt sehr geduldig zu sein, da Ghanaer so gut wie kein Zeitgefühl besitzen oder das Prinzip von Pünktlichkeit nicht verstehen. Damit muss man erst klar kommen und an die unterschiedlichen Arbeitsweisen und Methoden muss man sich auch gewöhnen.
Es ist schwer in Worten zu fassen, aber mit den Einheimischen zu arbeiten und sie richtig kennen zu lernen war das Beste an meiner Reise. Ich war nicht zu Besuch da, um zu reisen und Freunde zu machen (was einfach ein Bonus war), sondern ich war da um zu arbeiten. Ich habe mich sehr gut mit meinen Mitarbeitern verstanden und hatte das Gefühl, das wir nach den vier Monaten zu einer kleinen Familie geworden sind. Durch Spenden von Familie und Freunden habe ich fast 3000 Euro gesammelt und ein neues Klassenzimmer für meine Schüler bauen können. Das Gefühl etwas für die nächsten Jahre hinterlassen zu können ist unglaublich.
Man hat mehr Freizeit als man denkt und ich hatte einfach Glück, dass ich mich mit meinen Mitbewohnern sehr gut verstanden habe. Oft waren wir am Strand, haben zusammen gekocht, sind essen gegangen, waren in Accra einkaufen… Aber meistens saßen wir draußen auf der Terrasse und haben gequatscht. Über Gott und die Welt, Erfahrungen, lustige Partygeschichten, Zukunftspläne usw. An Wochenenden sind wir öfters in kleineren Gruppen auf Reisen gegangen um uns andere Regionen anzuschauen. Wenn wir nicht reisen waren, gingen wir mit Freunden feiern.
Der allerschönste Moment war jedoch der, als ich das Gebäude, das ich finanziert und mit gebaut habe, zusammen mit Haus 1 und 2 gestrichen habe. Mir kamen wirklich die Tränen als ich gesehen habe wie alle zusammen arbeiteten und wie sich mein Direktor gefreut hat. Es war mir in dem Moment klar was ich geschafft habe. Ich habe (natürlich mit der Hilfe von vielen Freunden und meiner Familie) ein wunderschönes Gebäude gebaut. Unglaublich.
Die Vorbereitung durch wayers in Deutschland war super, man hat telefonisch immer jemanden erreicht, Emails sind schnell beantwortet worden und obwohl ich gefühlt 10x pro Woche angerufen habe, waren die Mitarbeiter immer sehr freundlich und hilfsbereit und haben alle Fragen geduldig und ausführlich beantwortet. Die Reiseunterlagen waren auch sehr umfangreich und informativ und zu allen formalen und organisatorischen Dingen ist man sehr gut angeleitet und unterstützt worden. Ich habe mich auf meinen Aufenthalt jedenfalls bestens vorbereitet gefühlt. Die Koordinatoren waren super. Sie waren immer für einen da und mussten teilweise 100 Sachen auf einmal machen. Sie waren eine sehr gute Unterstützung. Es war die beste Entscheidung, die ich wahrscheinlich je getroffen habe. Es war eine unglaubliche und einmalige Erfahrung, wo ich nicht nur eine andere Kultur kennengelernt habe, sondern auch viele neue Freunde gewonnen und sogar vieles über mich selbst gelernt habe.
Wage es etwas zu machen, was du dir nicht zutraust. Ohne Erwartungen und Vorstellungen einfach rein springen und dich auf alles einzulassen.