Ich habe versucht, mich im Vorfeld ausführlich zu informieren. Dazu habe ich für Ghana den Reiseführer durchgelesen, der von wayers empfohlen wird und mir die Internetseite des Projekts angesehen. So habe ich mich recht gut vorbereitet gefühlt und hatte eine Ahnung, was mich erwartet. Durch den Reiseführer habe ich schon viel über Land und Leute erfahren und gemerkt, dass es auch sehr viele touristisch interessante Ziele gibt. Ich war sehr aufgeregt, das erste Mal den Regenwald zu besuchen und habe mich darauf gefreut das einheimische Essen zu probieren, da ich sehr gerne scharf esse. Weil ich seit Jahren Nachhilfe für Schüler und auch teilweise Gruppen verschiedensten Alters gebe und zusätzlich auch schon manches Mal meiner Mutter (Grundschullehrerin) über die Schulter geguckt habe, bin ich sehr positiv an das Unterrichten herangegangen. Ich habe mich sehr darauf gefreut, ein Teil eines Sozialprojektes zu werden und meinen kleinen Teil leisten zu können, die Welt ein kleines Stückchen besser zu machen :). Das Projekt hat auch schon durch die Internetseite einen guten Eindruck gemacht und ich konnte es kaum abwarten, bis es endlich los ging. Natürlich habe ich mich auch sehr gefreut ins Praktikaweltenhaus einzuziehen und mit anderen Freiwilligen eine Wohngemeinschaft zu bilden.
An einem typischen Arbeitstag war ich um neun Uhr im Projekt. Von neun bis elf Uhr habe ich mit zwei anderen Freiwilligen von wayers eigenverantwortlich eine Klasse unterrichtet. Dabei hatten wir trotzdem immer Hilfe und konnten uns jederzeit Anregungen holen. Meistens haben wir den Unterricht am Abend vorher oder während der „Trotrofahrt“ zum Projekt vorbereitet. Die Kinder in der Klasse waren zwischen acht und zehn Jahre alt. Das Hauptaugenmerk haben wir beim Unterricht auf Mathe und Englisch, also lesen, schreiben und rechnen gelegt, aber auch Naturwissenschaften, Kunst, Sport und Religion gehörten zu unseren Aufgabenbereichen. Ab elf Uhr hatten wir Mittagspause, die wir meistens bei nahegelegenen Chopbars verbracht haben. Die Kinder hatten bis zwölf Uhr Pause, meistens waren wir schon vorher zurück und haben mit ihnen gespielt. Anschließend war dann noch einmal bis drei Uhr Unterricht. Oft hat der Unterricht allerdings schon um zwei Uhr aufgehört und die letzte Stunde war für Trommeln und Tanzen reserviert, was wahnsinnig beeindruckend anzusehen war. Um drei Uhr war dann regulär Schulschluss und alle sind nach Hause. Oft gab es allerdings auch noch nach Schulschluss oder am Wochenende besondere Aktionen, an denen ich immer sehr gerne teilgenommen habe.
Die Schultage waren recht anstrengend für mich, weil Kinder immer viel Aufmerksamkeit und Beschäftigung brauchen. Aber ich habe die Schule stets mit einem guten Gefühl und auch Stolz verlassen. Die Angestellten und Freiweilligen haben es ermöglicht den Kindern für einen weiteren Tag eine Mahlzeit und Bildung zu schenken. Es war besonders schön, die Entwicklung der Kinder über die acht Wochen zu sehen. Alle haben sich große Mühe gegeben und konnten ihre Fähigkeiten in vielen Bereichen (vor allem Mathe und Englisch) verbessern. Man konnte schon nach kurzer Zeit Fortschritte sehen und auch die Kinder sind immer gerne bei mir gewesen und haben sich jeden Morgen sehr gefreut, wenn ich wiedergekommen bin. Bei den wöchentlichen Meetings mit Evelyn (unserer Hauskoordinatorin) bei uns im Haus hat sich herausgestellt, dass mein Projekt die größten Anforderungen an die Teilnehmer stellt, da man nicht nur assistiert, sondern vor allem eigenverantwortlich arbeitet, aber auch am meisten Hilfe benötigt. Einige andere Teilnehmer hatten in ihren Projekten wohl sehr wenig zu tun. Langeweile ist bei mir mit Sicherheit nie aufgekommen, es war immer etwas los!
Ich habe während meines Auslandsaufenthalts viele tolle Erfahrungen gemacht. Das wichtigste für mich ist wahrscheinlich die Freude und Zufriedenheit der Kinder, denen es nach europäischem Standard finanziell alles andere als gut geht. Sie sind hüpfend in die Schule gekommen, haben fast den ganzen Tag gelächelt und waren einfach zufrieden. Genauso sind sie dann auch wieder nach Hause. Das war für mich sehr beeindruckend und hat mich doch teilweise an unserer heutigen Gesellschaft zweifeln lassen, wo es fast ausschließlich um materielle Dinge geht. Ich würde mir sehr wünschen, dass mehr Menschen nach Ghana kommen und diese teilweise armen aber trotzdem immer freundlichen und zufriedenen Menschen kennen lernen.
Ich sehe nach meiner Ghanareise viele Dinge aus einem anderen Blickwinkel. Schön habe ich auch gefunden, dass ich schon während meiner kurzen Zeit vor Ort mitbekommen habe, wie das Projekt Früchte trägt. In den acht Wochen haben es immerhin acht Kinder geschafft auf die staatliche Schule zu wechseln! Ich finde außerdem, dass jeder, dem es so gut geht wie uns in Europa, einen kleinen Beitrag dazu leisten sollte, dass die Entwicklungsländer weiter vorankommen. Man kann dort mit sehr wenig Geld sehr viel bewegen. In diesem Projekt sind ausschließlich Straßenkinder, die ohne Sozialprojekte überhaupt keine Chance auf Bildung hätten und doch anscheinend die Voraussetzungen haben, eine staatliche Schule zu besuchen und einen vernünftigen Beruf zu erlernen. Solche Projekte sind unglaublich wichtig, denn was der Menschheit an unentdeckten Schätzen durch mangelnde Bildung verloren geht ist nicht vorstellbar.
Ich habe fast ausschließlich sehr freundliche und zuvorkommende Menschen getroffen. Von Anfang an habe ich versucht, mich auf die neue Kultur einzulassen und möglichst viel Neues kennenzulernen. Vor allem das Essen war ein Highlight für mich, ich habe fast jeden Tag an Chopbars gegessen und mich durch sämtliche Spezialitäten probiert (FuFu, Banku, Kokonte, Kenke, Palmnutsoup, Groundnutsoup, Okro Stew, Red Red, Kelewele, Egg Stew, Fried Yam, Jollof Rice, Gari, Akro Stew). Nach einiger Zeit habe ich auch angefangen etwas Twi zu lernen und ich muss sagen das es sehr viel Spaß gemacht hat. Die Menschen freuen sich sehr, wenn man sie in ihrer Sprache anspricht und es war ein super Erlebnis, als ich das erste Mal mein Essen auf Twi bestellen konnte. Vor allem durch mein Projekt bin ich in das ghanaische Trommeln und Tanzen eingeführt worden und habe wundervolle Stunden mit dieser traditionellen Musik verbracht.
Nachmittags nach dem Projekt war ich oft noch im benachbarten Art Center oder auf dem Makola Market einkaufen. In unserem Haus haben wir sehr oft gemeinsam gekocht. Allgemein muss ich die Gemeinschaft sehr loben, die Neuen wurden immer sehr nett integriert und irgendjemand hatte immer eine Idee, wie der Nachmittag bzw. Abend zu verbringen ist. Ob gemeinsames Kochen, ein Spieleabend oder Ausgehen nach Osu, es wurde nie langweilig. Ich bin fast jedes Wochenende mit anderen verreist und habe mir das Land angeguckt. Die Wochenenden an denen ich nicht verreist bin, habe ich mit anderen entweder Ausflüge innerhalb Accras gemacht oder war mit dem Projekt unterwegs.
Es war nicht nur eine gute Entscheidung, es war die Beste meines Lebens! Ich habe die beste Zeit meines Lebens in Ghana verbracht, habe wahnsinnig tolle Menschen und ein wunderschönes Land mit vielen Kontrasten kennengelernt. Ich habe so dermaßen wunderschöne Momente erlebt und Erfahrungen sammeln können, dass ich noch immer, auch fast sieben Wochen später, sofort ins Schwärmen komme. Vieles was ich gesehen habe, hat mich als Mensch und Persönlichkeit weitergebracht.
– Reist so viel wie möglich, es ist ein wunderschönes Land
– Lernt ein bisschen Twi, die Ghanaer freuen sich sehr
– Probiert das einheimische Essen an Chopbars nicht in Restaurants
– Seid offen für Neues, es gibt sehr viel zu entdecken