Ich habe versucht, mir vor dem Abflug nicht allzu viel vorzustellen. Ich war einfach nur gespannt, hatte auch ein bisschen Angst, all das Neue alleine nicht bewältigen zu können.
Ich habe von Anfang versucht mich nicht als Retterin zu sehen, weil ich es wichtig finde, dass die Projekte auch ohne Voluntäre gut zurechtkommen. Ich habe gehofft, ich kann viel für mich selbst und meine Persönlichkeit mitnehmen.
Am Anfang war es sehr schwer das ghanaische Schulsystem zu verstehen und vor allem zu akzeptieren. Je wohler ich mich in Ghana fühlte, je wohler fühlte ich mich im Projekt. Mein Herz lachte als die Kinder nicht mehr „Obruni“ sagten, sondern “ Madame Alina“ und ich freute mich als sie mich mit den Worten verabschiedeten: “ Come again, come again!“
Nach den ersten 2 Wochen herumschnuppern in verschiedenen Klassen habe ich mich für die Vorschulklasse entschieden (Alter 3-5) in der ich den Rest der Zeit blieb. Es war schwierig zu begreifen, dass diese Kinder schon das machen, was in Deutschland in der 1. Klasse, also mit 6 Jahren gelehrt wird. Deshalb habe ich versucht mehr altersgerechten Unterricht gemeinsam mit der Lehrerin zu machen: Viel singen, tanzen, basteln!
Meine Unterkunft hat mir sehr gut gefallen und morgens bin ich gegen 7 Uhr aufgestanden und nach und nach haben sich alle am Frühstückstisch auf der Terrasse versammelt. Gegen 8 Uhr bin ich los ins Projekt, wo ich bis ca. 13 Uhr geblieben bin. Ich hätte nie gedacht, dass diese paar Stunden so anstrengend sein können.
Meine Aufgaben waren hauptsächlich die Lehrerin zu unterstützen. Das bedeutet ich habe den Kleinen (3-5 Jahre) beim Schreiben geholfen, mit ihnen das Alphabet gelernt und die Zahlen bis 30.
Des Weiteren habe ich korrigiert und Aufgaben in die Hefte geschrieben. Da es ja keine Vervielfältigungsmöglichkeit gab (z.B. Kopierer), sondern nur kleine Hefte, musste jede Übungs-oder Hausaufgabe jedem einzelnen Kind ins Heft geschrieben werden. Manchmal habe ich auch Stunden bekommen, die ich gestalten durfte. Dann habe ich mit den Kindern getanzt, gesungen oder gebastelt wie z.B. mit Fingerfarbe, die ich mitgebracht habe. Es war wundervoll zu sehen wie viel Spaß die Kids damit hatten. Von daher waren die Kreativstunden auch die schönsten.
Mittags im Haus angekommen hat man sich ausgetauscht und zusammen gegessen. Entweder kochte die Putzfrau für uns oder wir kochten in Kleingruppen selbst. Mittags sind wird an den Strand oder ins Art Center gefahren, haben Post abgeholt, geredet, waren einkaufen oder im Internet. Abends gab es an verschiedenen Tagen verschiedene Möglichkeiten etwas zu unternehmen. Einige sind zum Gospel, ins Fitnessstudio oder einfach vor der Tür bei den Ghanaern gewesen. Dazu habe ich gehört und dort hatten wir sehr viel Spaß.
Am Wochenende sind freitags meistens in einen Club feiern gegangen und samstags sind wir zu Reggae Night an unseren Strand. Sonntags waren wir meist beim Italiener, da montags oft Leute gefahren sind und wir dann nochmal ein Abschiedsessen gemacht haben.
Ich fand es erstaunlich wie glücklich und sorgenfrei die Kinder im Projekt waren, obwohl sie so wenig haben. Mir wurde wirklich bewusst, dass Meckern und Unzufrieden sein ein Luxusproblem der westlichen Welt ist. Schön fand ich auch die Gespräche in der Pause mit den Lehrern. So konnte man viel über Ghana, das Land, die Kultur, die Menschen erfahren.
Alles in allem ist mir Ghana mit der vielfältigen Landschaften, den offenen Menschen so sehr ans Herz gewachsen, dass ich unbedingt nochmal hin will.
Da ich selber gerne tanze, fand ich die Abende im Club mit am schönsten- Mit den Ghanaern zu tanzen steckt an, macht glücklich und wirklich Spaß. Sie haben es eben einfach im Blut.
Einer der schönsten Momente war auch, der letzte Tag im Projekt, das war gleichzeitig auch einer mit der traurigsten. Ich hatte gefragt, ob wir an meinem letzten Tag, Musik auf dem Schulhof spielen können und alle haben getanzt. Es war der Wahnsinn!!! Danach hat der stellvertretende Schulleiter erklärt, warum wir das gemacht haben. Dann haben alle noch „God bless you“ geschrien.
Es gab unendlich viele schöne Momente, oft wenn ein Kind dich einfach nur angelacht hat oder du mit den Leuten zusammen warst, die du irgendwann wirklich deine Freunde nennen konntest.
Die ersten Wochen durchhalten. Alles ist anders, man hat vielleicht Heimweh. Aber wenn man sich drauf einlässt, kann man schon nach kurzer Zeit behaupten: Das ist ein zweites Zuhause. Am Anfang weinen einige, weil sie nach Hause wollen, am Ende heult wirklich fast jeder, weil er nicht weg will. Wirklich alle, die ich in Ghana erlebt habe, fanden es super!
Es war auf jeden Fall eine gute Entscheidung, diesen Auslandsaufenthalt gemacht zu haben. Die drei Monate Ghana gehören zu der besten Zeit meines jungen Lebens. Ich hatte so viel Spaß, habe so viel tolle Menschen getroffen und the ghanaian way of lifestyle ist total mein Ding. Davon könnten wir Europäer uns echt eine Scheibe abschneiden. Leider ist es schwer sich das in der deutschen Gesellschaft zu bewahren, weil es so anders ist.