Projekte, in denen Freiwillige direkt mit Kindern in Schulen, Kindergärten oder anderen sozialen Organisationen arbeiten, sind die beliebteste Form der Freiwilligenarbeit. Die Tätigkeiten sind abwechslungsreich und oft freuen sich die Kinder über neue Spielideen oder neuen Input hinsichtlich ihrer Fremdsprachenkenntnisse. Die Kindergärten und Schulen sind dankbar für jede zusätzliche helfende Hand!
Doch Projekte mit Kindern erfordern besondere Sorgfalt bei der Vorbereitung und Durchführung. Aus diesen Gründen haben wir von wayers Richtlinien für den Umgang mit Kindern und Jugendlichen eingeführt.
Als Teilnehmer*in in unseren sozialen Projekten wirst du für die Kinder und Jugendlichen der fremden Kultur eine vorübergehende Bezugsperson sein. Insbesondere bei mangelnder Erfahrung in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, kann dich dies gerade zu Beginn deiner Tätigkeit noch zunehmend verunsichern. Um dich vor Momenten der Hilflosigkeit angesichts der Erziehungsaufgabe und vor dem Gefühl des Ausgeliefertseins gegenüber unverständlich erscheinenden Verhaltensweisen zu bewahren, haben wir diesen Leitfaden für dich erstellt.
Er wird in keinem Fall den Ansprüchen eines sozialen Studiums oder eines erzieherischen Berufs gerecht, soll dich aber im täglichen Umgang mit den Kindern und Jugendlichen unterstützen. Selbstverwirklichung und Eingliederung der Kinder und Jugendlichen, die Vorbeugung unnötiger Konflikte sowie die Entwicklung positiver Bezugsverhältnisse zwischen Volontären und Kindern sind von der Berücksichtigung einer Reihe von Grundprinzipien, Voraussetzungen und Maßnahmen abhängig.
Um den Schutz von Kindern – aber auch von Tieren und der Umwelt – zu garantieren, benötigen wir von dir ein erweitertes Führungszeugnis. Wir tragen Verantwortung gegenüber der lokalen Bevölkerung in deinem Zielland. Daher liegt es uns am Herzen, verantwortungsbewusste Teilnehmer*innen zu entsenden. Durch das Einreichen deines erweiterten Führungszeugnisses trägst du zur Optimierung unseres hohen Qualitätsstandards bei.
Als Volontär *in musst du den Mut haben, etwas dir wichtig Erscheinendes zur Sprache zu bringen und für deine Überzeugungen einzutreten. Doch auch Kinder haben oft etwas Wichtiges zu sagen und sollten gehört werden.
Für die Entwicklung positiver Bezugsverhältnisse gelten nachfolgende Grundprinzipien:
Jeder, der Umgang mit Kindern und Jugendlichen hat, steht in erzieherischer Verantwortung. Daher ist die Förderung eines Bewusstseins für diese Verantwortung und für die Notwendigkeit eines partnerschaftlichen Bezugsverhältnisses zu Kindern und Jugendlichen unerlässlich.
Es besteht ein Verständnis für im ersten Moment unzumutbare Interessenbekundungen des Anderen und Offenheit gegenüber neuen Ideen und Vorschlägen.
Voraussetzung für ein positives Bezugsverhältnis ist das Vertrauen zueinander, das vor allem durch gute Erfahrungen der Kinder mit den Volontär*innen und insbesondere durch deren Verlässlichkeit entsteht. Diese Vorbildfunktion bewirkt am ehesten eine Verlässlichkeit von Seiten des Kindes.
Der Aufbau eines tragfähigen erzieherischen Bezugsverhältnisses zwischen Volontär*in und Kind braucht Zeit füreinander und miteinander, wenig Wechsel der Bezugspersonen und eine gesteigerte Aufmerksamkeit.
Von erheblichem Einfluss ist darüber hinaus das Bezugsverhältnis zwischen den Volontär*innen und Erzieher*innen untereinander. Unkritische Anpassung der Volunteers erschwert jeden Erziehungsprozess ebenso wie gegenseitige Interessenlosigkeit, Angst voreinander, Verständnislosigkeit, hochmütige Distanz oder direkte und indirekte Gegnerschaft. Als freiwillige Helfer*in ist eine anfängliche Zurückhaltung und Anpassung an vorherrschende Bestimmungen empfehlenswert.
Erziehen bedeutet in erster Linie: Angebote, Vorschläge machen, Anregungen geben, Beispiele, Modelle vorführen, Regeln erarbeiten, Orientierung und Wegweisung geben, Ansprüche verdeutlichen, eigene Wertvorstellungen vermitteln – und nicht: Alleinlassen des Kindes in der Fülle zufälliger Eindrücke, vorwiegend Befehle erteilen, Vorschriften machen, Anweisungen geben, Regeln diktieren und Verhaltensregeln auferlegen.
Soweit möglich sollten die Angebote zu Befriedigungserlebnissen der Kinder oder Jugendlichen führen, also das Gefühl der Bereicherung, der Selbstbelastbarkeit oder ähnlichem vermitteln. Wenn die Kinder oder Jugendlichen sich damit neue Kenntnisse und Fertigkeiten aneignen, sollten diese unmittelbar bekräftigt, anerkannt, gelobt und geübt werden, damit sie nicht wieder aufgegeben werden. In Einzelfällen kann auch die Abschirmung von negativen Einflüssen bestimmter Personen, Gruppen, Fernsehsendungen, Literatur – möglichst durch alternative Angebote – sinnvoll sein.
Dieser Erziehungsansatz dient in entscheidendem Maße der Vorbeugung unnötiger Konflikte und der Entstehung von Verhaltensstörungen und umfänglichen Fehlentwicklungen.
Von besonderer Bedeutung sind darüber hinaus die Verhaltensgrundsätze gemäß unseres Code of Conducts in Zusammenhang mit den Kinderschutz-Richtlinien.
Alle unsere Teilnehmer*innen werden für die jeweiligen Projekte sorgfältig ausgewählt. Standards wie die Einreichung von Motivationsschreiben, Lebenslauf und polizeilichem Führungszeugnis sind für die Teilnahme am Programm obligatorisch.
Die intensive Vorbereitung auf die bevorstehenden Aufgaben ist maßgeblich für den Erfolg deiner Freiwilligenarbeit. Unsere Interkulturellen Vorbereitungsseminare unterstützen dich dabei, dich an die Gegebenheiten des Landes anzupassen und Fettnäpfchen zu vermeiden.
In Kinderheimen und Waisenhäusern kann der Abschied von Bezugspersonen negative Effekte auf die kindliche Entwicklung haben. Dies ist vor allem auch durch die wiederkehrende Abreise von liebgewonnenen Freiwilligen ein Risikofaktor. Verlässliche Bezugspersonen sollen immer die Mitarbeiter*innen vor Ort sein. Aus diesen und weiteren ethischen Gründen bieten wir keine Kinderheim-Projekte an und distanzieren uns generell von jeder Art von Freiwilligenarbeit in Waisenhäusern.
Seit September 2019 sind wir stolzes Mitglied bei TheCode.org. Gemeinsam mit The Code engagieren wir uns für den Schutz von Kindern weltweit. The Code geht gegen die Ausbeutung von Kindern im Tourismus vor und unterstützt Anbieter*innen von Auslandsaufenthalten bei der Umsetzung von Kinderschutzmaßnahmen.
Auf Reisen und im Tourismus gibt es viele Arten von sexueller Ausbeutung: Prostitution, Pornografie und Menschenhandel sind nur wenige Beispiele. In Waisenhäusern, am Strand und auf großen Veranstaltungen haben Straftäter*innen leichten Zugriff auf Kinder. Für uns ist es eine Herzensangelegenheit, unsere Teilnehmer*innen umfassend über die vorhandenen Risiken zu informieren und über mögliche Meldeverfahren von Verdachtsfällen aufzuklären. Aus diesem Grund haben wir auch in jedem Land eine*n Kinderschutzbeauftragte*n.