Vor meinem Abflug habe ich mich auf die unendliche Weite des Landes eingestellt, auf den Ozean, auf Berge, auf Wolkenkratzer und auf vollkommen neue Kulturen. Von meiner Arbeit hatte ich noch keine Vorstellung, da ich gar nicht wusste, in welchem Bereich ich genommen werden würde. Das habe ich einfach auf mich zukommen lassen.
Ich hatte während meines Kanada-Aufenthaltes einfach das Glück auf meiner Seite. Ich habe sofort Arbeit gefunden, eine Wohnung hatten wir uns von Deutschland aus schon gesucht, ich hatte die Ehre wunderbare Menschen kennenzulernen und enge Freundschaften zu schließen, ich konnte mich finanziell immer über Wasser halten und das ohne Unterstützung meiner Eltern, was mir sehr wichtig war. Außerdem habe ich so viel von Kanada und den USA gesehen. Das Ganze war einfach ein unheimliches Abenteuer. Vielleicht kann man es sogar „time of my life“ nennen.
Da ich mit meiner Reisepartnerin/besten Freundin 8 Monate lang einen festen Wohnsitz hatte und erst danach 1,5 Monate lang gereist bin, war mein Tagesablauf in der Anfangszeit eher geregelt. Ich habe 5-6 Tage die Woche gearbeitet. Vor bzw. nach der Arbeit, habe ich so viel, wie nur möglich versucht mit meiner Freundin die Stadt Vancouver zu erkunden und einfach nur draußen zu sein und am besten jeden Tag etwas Neues zu erleben. Nach kurzer Zeit hatten wir auch einen „festen Freundeskreis“ gefunden, welcher mit uns feiern ging und uns die kanadische Kultur näher brachte.
Da ich komplette 8 Monate in Vancouver war, musste ich meinen Job nicht wechseln. Ich war auf der Arbeit einfach viel zu glücklich und war auch auf ein geregeltes Einkommen angewiesen. Ich arbeitete in einem Chicken-Restaurant als Kellnerin. Da dieser Laden echt gut läuft und die Kunden teilweise bis auf die Straße Schlange standen, war ich gezwungen sehr schnell Englisch zu lernen.
Durch meine wunderbaren und verständnisvollen Kollegen, die dort zu meinen besten Freunden wurden, gelang mir das ganz gut und nach 3 Monaten wurde ich zum Supervisor befördert. Das beinhaltete eine kleine Gehaltserhöhung und sehr viel Verantwortung. Wenn der Chef nicht im Laden war, war ich für alles, was schief lief verantwortlich. Ich konnte durch diese Möglichkeit aber meinen Kundenservice verbessern, konnte näher mit meinen Kollegen zusammenarbeiten, weil ich quasi Vermittler zwischen ihnen und meinem Chef war und ich machte abends die Abrechnung und sperrte morgens den Laden wieder auf. Alles in allem wurde mir unheimlich viel Vertrauen entgegengebracht, was ich wirklich schätze. Das zeigt aber einfach nur, was die Kanadier für ein wunderbares, offenes und lockeres Volk sind. In Deutschland wäre das sicher nicht so schnell möglich gewesen.
Die Kanadier sind einfach unglaublich… Man fühlt sich sofort willkommen, alle lächeln dich an, jedes Auto hält für jeden einzelnen Fußgänger, der über die Straße will, alle interessieren sich für dich und man ist vom ersten Tag an von dieser wunderbaren Kultur überwältigt. Dazu kommt noch, dass alle so gelassen sind. Es ist nicht so, dass sie faul sind – um Himmels Willen – sie erkennen einfach nur, dass Arbeiten nicht alles im Leben ist. Selbst das Verhältnis zu meinem Chef war wie das zu meinem besten Freund. Alles einfach unbeschreiblich. Was mich auch total erstaunt hat, ist, dass die Kanadier die Deutschen so schätzen und mögen. Die Arbeitseinstellung, die Autobahn, das Oktoberfest, die Freiheit Alkohol in der Öffentlichkeit zu konsumieren. Allgemein Europa ist für sie eine Faszination. Alles ist so nah beieinander, was in Kanada ja absolut nicht der Fall ist. Die Kanadier sind einfach wunderbar.
Meine Freizeitgestaltung war ganz unterschiedlich. Von Erkundungstouren mit anderen Deutschen, bis hin zu Spontantrips mit dem Auto übers Wochenende, die wir noch nicht kannten oder Homepartys von kanadischen Freunden. Wir haben dort eigentlich alles ausprobiert. Wir sind in Bars, in Clubs, ins Theater, an den Strand, in Cafés… Wir haben dort quasi alles gemacht, was wir in Deutschland vorher auch gemacht haben.
Mein lustigster Moment war, glaube ich, als ich frisch nach meiner Beförderung zum Supervisor mit meinen beiden Managern zu einem „Manager-Meeting“ durfte. Das sah folgendermaßen aus: Wir haben auf Kosten unserer Firma fein gegessen, dabei maximal zehn Minuten über Fakten des Restaurants gesprochen, danach gab es Tequila-Shots und dann sind wir in drei verschiedenen Gay-Bars feiern gegangen. Und mein schönster Moment, oh Gott, es gab so viele schöne Momente. Zum einen das Gefühl, in einem anderen Land Fuß gefasst zu haben und am liebsten nie wieder weg zu wollen. …dann die Berge und den Ozean in Kombination. Und die Wale, die wir gesehen haben. …das Gefühl sich ein Auto zu kaufen, ein Bett einzubauen und mit den besten Freunden einfach nur in die unendliche Weite auf einen Roadtrip zu fahren. Ohne Ahnung, was passieren wird, wo man abends schlafen wird, auf wen wir treffen und welche Naturwunder wir heute sehen werden. So ein ungeplantes Abenteuer ist einfach aufregend. Das war pure Freiheit.
Ich hatte ziemliche Probleme bei der Antragsstellung meines Visums, weshalb ich manchmal fünfmal täglich bei wayers anrufen musste. Das war mir fast schon unangenehm, mir wurde aber immer geduldig geholfen. Ebenso wurde einem einfach viel Arbeit durch die Vorschläge, welche Versicherung man abschließen sollte, durch die Buchung des Fluges und des Hostels, durch die ganzen Informationen über das Zielland und überhaupt abgenommen. Es war einfach ein sicheres Gefühl, mit einer solchen Organisation ins Ausland zu reisen. Vor Ort war alles wunderbar. Das Büro des Teams vor Ort war sehr zentral, die zwei Mädels dort waren lieb und hilfsbereit. Man konnte also nicht klagen. Sie haben mir auch immer sofort auf meine Mails geantwortet, wenn ich mal Fragen hatte und im Büro haben sie meine Bewerbungsschreiben in Topform gebracht, weshalb ich auch sehr schnell genommen wurde.
Ich glaube, das war die beste Entscheidung, die ich hätte treffen können. Dazu muss ich aber sagen, dass ich einfach nur ein Glückspilz war. Ich habe auch Leute getroffen, bei denen einiges schief ging, was aber an keiner Work & Travel-Organisation lag, sondern einfach, weil das Glück nicht auf ihrer Seite war. Ich aber persönlich bin unendlich froh, dieses Jahr in Kanada verbracht zu haben. Ich habe nun Freunde von überall her, mein Englisch hat sich stark verbessert, ich bin komplett selbstständig geworden, ich habe so viele Wunder der Natur gesehen, und ich habe gelernt, worauf es im Leben ankommt. Und das ist nicht Geld – das sind die schönen Momente!