Erfahrungen habe ich in Ghana natürlich ziemlich viele sammeln können. Zum einen schätzt man jetzt einfach wahnsinnig das deutsche Bildungssystem. Viele Kinder lernen in Ghana einfach nur die ganzen Dinge auswendig, was mich am Anfang ziemlich schockiert hat. So können sie, vor allem in den jüngeren Klassen, zum Beispiel die Buchstaben vieler Wörter auswendig. Kommt es dann aber dazu, dass die Kinder die Wörter an die Tafel schreiben müssen, haben sie meist keine Ahnung, wie das Wort wirklich aussieht. Trotzdem habe ich tolle Erfahrungen in Sachen Unterrichten sammeln können. Zum einen ist es wahnsinnig schwierig, die Klasse relativ ruhig zu halten, weil die Kinder meistens ziemlich aufgedreht waren. Aber schon nach kurzer Zeit hat das ziemlich gut geklappt. Trotz der Tatsache, dass den Kinder und den Lehrern so wenig Unterrichtsmaterial zu Verfügung steht, kommt ein Unterricht zu Stande. Es gibt zum Beispiel keine Perlenketten, an denen man das Rechnen üben kann. Es gibt fast keine Ausfüllhelfte zum Schreiben üben. Aber trotzdem funktioniert es irgendwie. Des weiteren konnten die Kinder schon mit wenigen Dingen zufrieden sein und sich damit beschäftigen. Was mich auch begeistert hat, war die Offenheit der Kinder. Sie sind so glücklich und strahlen eine wahnsinnig positive Energie aus. Wenn man einmal nicht so gut drauf war, schaute man einfach in die strahlenden Kinderaugen und man war selber wieder richtig fröhlich.
Auch mit der Kultur Ghanas und der Bevölkerung konnte man unglaublich viele Erfahrungen sammeln. Die Menschen dort sind fast alle wahnsinnig hilfsbereit. Hat man einmal ein Problem, sind sie immer zur Stelle. Wenn wir manchmal nicht die richtige Trotro-Station gefunden haben oder ein Klo suchten, es gab immer jemanden, der uns zum Ziel führte. Natürlich hat man auch viel Neues über das ghanaische Essen gelernt, welches ich jetzt echt vermisse. Auch gab es Cooking Lessons in unserem Haus, bei dem wir einige traditionelle Gerichte zu kochen lernten. Weiterhin lernte man viel von den Menschen kennen, wie sie lebten und Spaß hatten. So war Religion eines der wichtigsten Teile in ihrem Leben. Natürlich waren wir in einem Gottesdienst und haben dort sogar mit einem Chor zwei Lieder aufgeführt (eines sogar auf Twi), welche wir am Tag zuvor einstudiert hatten. Auch wenn der Ablauf des Gottesdienstes komplett anders ist als in Deutschland, war es eine tolle Erfahrung.
Meine Zeit in Ghana war einfach unbeschreiblich toll. Zuvor habe ich mir einiges total anders vorgestellt. Auch wenn ich dank der Erfahrungsberichte, dem Video über Ghana und dem Reiseführer, schon vor dem Abflug erste Eindrücke von Ghana bekommen hatte. So dachte ich zum einen, dass man an den Wochenende immer zu Hause bleibt und dort eventuell mit den anderen Mädels an den Strand fährt oder ähnliches unternimmt. Dass das Land Ghana aber so viel zu bieten hat, was zum Anschauen verlockt, habe ich nicht gedacht. So sind wir fast jedes Wochenende durch das Land gereist und haben die Menschen, die Kultur und die Landschaft immer besser kennengelernt.
Mein typischer Tagesablauf sah ungefähr so aus. Um sieben Uhr morgens bin ich aufgestanden, habe mich umgezogen, mit Sonnencreme eingecremt,… Anschließend bin ich um ca. acht Uhr mit zwei anderen Mädels aus dem Haus zu unserem Projekt gelaufen, welches ca. 5 Minuten zu Fuß entfernt war. Dort wurde man schon von den Kindern fröhlich empfangen. Meine Klasse war eine erste Klasse. Zusammen mit der Lehrerin, mit der ich mich richtig angefreundet habe, machte ich dann den Unterricht, welcher sich ziemlich stark von deutschem Unterricht unterscheidet. Trotzdem hat es wahnsinnig viel Spaß gemacht. Ich habe unter anderem den Kindern deutsche Weihnachtslieder beigebracht, „Kling Glöckchen Klingelingeling“ war ihr Lieblingslied. Auch unterrichtete ich normale Fächer wie Religion, Naturwissenschaft, ITC (Computer, Technik) und Mathe. Wenn meine Lehrerin unterrichtet hat, korrigierte ich Hefte oder schrieb Aufgaben auf. In der Pause habe ich mit den Kindern gespielt, gekuschelt oder sie haben mir meine Haare geflochten. Um 12 sind wir wieder zurück zum Haus. Dort haben wir erst einmal gekocht oder einfach etwas Obst gegessen, welches man sich überall am Straßenrand kaufen kann.
Unsere Freizeit, also nach dem Projekt, gestaltete sich immer anders. Oft lagen wir im Garten und haben gelesen. Oder wir saßen zusammen am Esstisch und spielten Kartenspiele. Natürlich sind wir auch oft zum Strand gefahren, welcher mit dem Taxi nur 15 Minuten entfernt war. Auch sind wir häufig beim Shoppen gewesen: Im Maggi-Haus konnte man sich tollen Schmuck und Stoffe kaufen, aus denen dann die Schneiderin, welche nicht weit von unserem Haus entfernt wohnte, tolle Kleidung machte, wie Hosen, Kleider, Röcke,… Im Art-Center kauften wir viele tolle Souvenirs, wie Salatbesteck, Taschen, Bilder,… Am Wochenende sind wir durch das Land gereist und sahen viele verschiedene Tiere und eine unglaublich schöne Landschaft.
Einer meiner schönsten Momente war im Projekt. Eine Lehrerin sang der ganzen Schule ein neues Weihnachtslied vor. Plötzlich fingen die Kinder an zu schreien, rissen ihre Arme in die Höhe und sprangen auf. Zuerst wusste ich überhaupt nicht, was plötzlich los war. Doch dann stellte ich fest, dass die Kinder das Lied so toll fanden, dass sie jubelten, als ginge es um ihr Leben. Ich habe selten Menschen gesehen, die sich so stark über etwas freuen. Ich saß auf meinem Stuhl und bekam eine wahnsinnige Gänsehaut, weil dieser Moment einfach so unglaublich ergreifend war.
Die Organisation und die Informationen durch die Mitarbeiter von wayers in Deutschland waren echt klasse. Sobald man eine Frage hatte, kam wenige Stunden später schon eine ausführliche Antwort. Und auch die Reiseunterlagen, zum Beispiel das Reise 1×1, waren sehr nützlich und informativ. Auch die Betreuung vor Ort war gut. Wir wurden vom Bahnhof abgeholt, es gab eine Stadtführung und wöchentliche Housemeetings, bei denen Probleme angesprochen wurden. Hatte man Fragen, war die Koordinatorin auch meistens zur Stelle. Auch die Watchmen machten ihre Arbeit gut, kannten uns alle beim Namen und man fühlte sich immer sicher.